Albury-Melbourne. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich Mo nachmittag oder Di vormittag fahren sollte; die Entscheidung fiel dann auf heute (Mo nachmittag), man will ja auch weiterkommen, und Milton mußte ja auch arbeiten, wäre also eh nicht dagewesen. Außerdem bin ich mit Milton eh nicht so warm geworden {Nein, Schatz, so warm erst recht nicht!}, er ist mehr so der lonely wolf. Um 8 habe ich mich dann noch mal persönlich von ihm verabschiedet, dann mich von Schatz zurückrufen lassen, Zeitung gelesen (die Aussies sind ziemlich besorgt wegen der Amimilizen Typ Oklahoma City, weil sie durchaus auch anfällig für diesen Typ von Verschwörungstheorien sind), mein Zeug komplett aus- und wieder neu eingepackt, irgendwo kam dabei sogar noch freier Platz raus, dann mit dem Taxi zum Bahnhof, Ticket kaufen, in der Stadt rumgelaufen, Zuggefahren (Details -> Anmerkungen zwischendrin unter NSW), in Melbourne zum Hostel gelaufen, eingecheckt, und eine Tour für Mittwoch zur Great Ocean Road und Grampians gebucht.
Dann schon abends die Lygon Street runtergelaufen, was die italienische Straße hier ist, ein italienisches Restaurant am anderen, mit verschiedenen andersnationalen Einsprengseln, dabei bin ich von einigen Einladern angesprochen worden, u. a. von Vita aus der Tschechei (sorry, für die PC-Puristen: Tschechien), der mich für morgen zum Ausgehen eingeladen und mir seine Telefonnummer aufgedrängt hat. Weiß ich noch nicht. Mal sehen. Klingt lustig, mit ein paar Freunden vietnamesisch Essen; andererseits bin ich da in letzter Zeit ziemlich vorsichtig geworden bei sowas; übervorsichtig?
Sein Ristorante war jedenfalls zu teuer, deshalb bin ich hier gelandet: Il gambero, mit guter Pizza, aber deep pan, also mit viel Boden. Trotzdem schmeckt sie typisch italienisch. Schmeckte.
Eine Anmerkung sei mir gestattet zu den Mädels in Melbourne: nach meinem ersten Eindruck haben sie entweder die Wahnsinnsfigur (eat your heart out, Barbie!) oder sind richtig rund und stolz drauf (die Hella-von-Sinnen-Proportionen). Aber von einem Abend läßt sich noch nicht viel sagen. (Vielleicht Raucher-Nichtraucher? mal drauf achten.) Jedenfalls sind die mit der Wahnsinnsfigur ähnlich rar wie in Europa, aber die anderen... Vielleicht war's auch nur Zufall, aber hier ist mir zum ersten Mal eine Fitnesswelle entgegengeschwappt, Aerobic, Squash, ... hab ich das in Sydney nur nicht gesehen, oder treiben die anderen Sport (mehr segeln und surfen, eventuell).
Funny: gerade ziehe ich meinen (italienischen) Casanova raus, da spricht mich schon der Wirt an. Soweit ganz normal. Aber bis ich raushatte, daß die Höflichkeitsform hier noch mit "siete" geht... Es ist schon richtig, viele Immigrantengemeinschaften betreiben sprachlich Inzucht ab dem Zeitpunkt, wann sie nach Oz kommen.
Melbourne. Einfach ziellos durch die Straßen getrieben. Angefangen im Daimaru, einem japanischen nagelneuen Shoppingcomplex, der für die Errichtung einen ganzen Block schon stehender Bauten weggerissen hat, aber einen Turm stehen lassen mußte, wg Denkmalschutz. Also haben sie das Teil einfach drumrumgebaut, mit dem alten Teil als Zentrum in einem Lichthof. Schaut lustig aus, nebendran haben sie noch einen neuen Turm gesetzt, der mit dem alten durch das Glasdach kontrastiert.
Dann bin ich nach gegenüber in das große Museum hier, National Museum of Victoria, mit der State Library und anderem, aber als ich gesehen habe, daß die Ausstellung von Malereien von Aborigineskindern erst morgen anfängt, habe ich diesen Besuch verschoben.
[Wow! Offenbar bin ich hier eher zufällig in einer der In-Kneipen gelandet: Gershwin Bar in St. Kilda. 1100 und die Schlange steht bis weit auf die Straße, und ein "Full House"-Schild wird da von zwei Securityguards bewacht, mit einer Brustkorbtiefe, die meiner Schulterbreite erschreckend nahekommt. Ursprünglich waren wir hier mit Steve verabredet, der uns "Supergroove", eine Kiwi-Funkband zeigen wollte. Evtl. ist er draußen etwas aufgehalten worden... Die Vorgruppe war "Cranky", guter Grunge mit treibenden Rhythmen, sehr variabel, aber gegen Ende hin immer abgegrungter; mal sehen wie die Groovies jetzt werden.]
Statt dessen bin ich in die State Library, nach einem Internetaccess fragen; die haben mich dann weiterverwiesen an das RMIT gegenüber: und siehe da, John aus Ohio hat mir geschrieben! Wenn ich in der Gegend sei (200 mls from Chicago), solle ich dich mal vorbeischauen. Bin ich aber prompt nicht. Statt dessen bin ich dann auf die Swanston St Mall. Der erste Auffällige shop ist Hellraiser (oder so), ein shop mit allem, was der gay-oder-nicht-SM-Liebhaber so im Keller haben sollte, Peitschen, Masken, Literatur zum Thema (auch die Illuminatitrilogie, vielleicht finde ich das woanders auch noch mal, das klang gut, und darauf beziehen sich angeblich auch die Militias des US-Midwests), Videos, Musik, passender Kleidung (Leder und Gummi), name it, they have it. Recht ungewöhnlich für Fußgängerzone.
Bei Halftix habe ich mir dann ein Halbpreisticket fürs Cabaret besorgt, bin durch Chinatown gelaufen, habe einen European gekauft und mich auf der Swanston St Mall in ein italienisches Café mit italienischer (aktueller!) Musik gesetzt und solange die Sonne schien, den European gelesen. Dann weiter durch die Stadt geschlendert, ein feines Sandwich bei Subway abgegriffen und ins Kabarett gegangen. 2 Männer, mit guter Komik aus vielen Sektoren, incl. Slapstick und Metakomik ("What are you doing here? You're not supposed to have a voiceover!"). War sehr gut (Lano+Weadley), aber zu kurz. Zu hause dann noch eine ST:TNG-Folge, und schlafen.
Tour. Fängt schon zu spät an, ist mit einer relativ großen Gruppe (17), aber man kam trotzdem zusammen. Bei der Vorstellung kam dann raus, daß eine Claudia aus München dabei war, aber eigentlich ist sie aus Straubing, was jedoch hier keiner kennt. Dazu eine Österreicherin, eine Ladinerin (Petra Moroder, ihres Zeichens Vizeweltmeisterin im Buckelpistefahren), 2 1/2 Israelis (zwei Mädels und ein Fötus), ein Kiwi und ein Haufen Engländer(innen). Erstaunlich viele Raucher (logisch, bei so viel Mädels).
Great Ocean Road: Great. Ich hatte ja schon das eine oder andere Dia gesehen, aber das Ding in echt ist schon etwas anderes, da konnte selbst der beißende Wind nichts dran ändern. (Vorher waren wir kurz im kalten Regenwald: feucht, dripping, und Farne, Farne, Farne...) Da würde ich wohl gerne noch mal alleine hin, bei besserem Wetter, so daß man nur einfach stundenlang dasitzen kann und die scenery genießen. Abends gab's dann BBQ, einen Nachtspaziergang, Sterne+Cliff (+Wind), noch ein Café und die Metronenfolge aus ST:TOS (merke: Schwarzpulver besteht aus Kohle, Schwefel und Salpeter).
Great Ocean Road - Grampians. Weiter mit der Great Ocean Road, und rein in die Grampians, mit Besteigung des Mt. Abrupt. Toll: oben war's nicht nur elend kalt und windig, sondern auch in Wolken die sich in dem Moment verzogen, in dem wir wieder runter mußten. Übernachten in einem schnieken Motel, mit einem Doppelbett für mich ganz alleine, aber keiner Bettwäsche, so daß ich doch wieder auf meinen Jugendherbergsschlafsack restricted war.
Abends nett im Pub gegessen, dann heim und noch gemütlichen Gruppenabend mit Trinkspielchen gemacht: eines war bissl blöd, "Captain Poon has his first (ein Finger) drink of the day (ein sip, rechter Fuß, linker Fuß, rechts klatschen, links klatschen, Flasche aufsetzen) - Captain Poon Poon has his second (third, fourth + final) drink of the day (2 sips etc.)", aber das andere war gut: man stellt einer bestimmten Person eine Frage, diese muß dann jemand anders eine Frage stellen usw. Sie muß nicht beantwortet werden, aber wer zögert oder lacht, trinkt was. Hört sich weniger gut an, als es ist (oder bin ich jetzt nur wieder nüchtern?), jedenfalls war's ein Mordsspaß. Nur die Nacht war dann ein bissl kurz (1/2 3 - 1/2 8).
Grampians. Frühstück mit Deutsche Welle TV, endlich mal wieder gute Weltnachrichten, die australischen news sind doch ziemliche Nabelschau, und der Platz, der von Crime eingenommen wird, ist erschreckend hoch, da wird praktisch täglich irgendein horrender Fall aufgetischt, der dann bis in alle Einzelheiten ausgebreitet wird, was etwa soviel Platz einnimmt (naja, eher doppelt so viel) wie die gesamte Auslandsberichtserstattung. Dasselbe gilt natürlich für die Zeitungen auch, nur The Age ist da eine Ausnahme, aber das ist auch nur der Einäugige unter den Blinden. Interessanterweise gibt es auch in den Buchläden eine eigene Abteilung Crime, mit allen möglichen (wahren) Kriminalfällen, ungefähr so groß wie die SciFi-Abteilung.
Aber zurück zum Trip: heute ging es in den Grand Canyon (eher little canyon, aber paßt schon), und auf den Ausblick bei den Jaws of Death, die heutzutage etwas weniger abschreckend The Balconies heißen. Diese Felsen sind ganz nett, aber wirklich breathtaking war der Ausblick. Zusammenfassung der Tour: viele hatten mir gesagt, die Great Ocean Road sei eines der musts. Sie hatten recht. Die Grampians hingegen sind ganz nett, reißen mich aber nicht vom Hocker: die Blue Mountains fand ich da wesentlich spektakulärer. Abends bin ich dann mit Martina und Steve in die Gershwin Bar auf das schon erwähnte Konzert gegangen, Ziemlich grungig, und die Ohren singen mir immer noch.
Melbourne. Lang geschlafen, durch Melbourne getrieben, hauptsächlich in Bookshops, einen Haarschnitt verpaßt bekommen, ein bissl über die Victoria Markets gelaufen, mir dort bei Melbournes First Bratwurst (sic!) eine Bratwurst mit Sauerkraut im Brötchen gekauft , war sogar gut, umsonst (nescio quomodo) ins Museum of Victoria reingekommen, dann die Circle Tram fast ganz um Melbourne Centre außenrumgefahren, und durch Brunswick St geschlendert, so ich jetzt im Café Vertigo sitze, seit 2 h nix mehr geordert habe, obwohl's brechend voll ist, und die Herald Sun + The Age gelesen, zwei prima Dias von der anderen Flußseite geschossen sowie diesen Nachtrag verfaßt.
Jetzt bin ich dann müd, nach Hause ist's noch weit und kalt, und einziger Plan für morgen ist Aussie Rules Football, 2.10 pm, Melbourne Cricket Ground. Ein Wort noch zu Mädels und der Beobachtung von vor ein paar Tagen: so im wesentlichen stimmt's schon, und die Dicken rauchen, die Dünnen nicht. Generally speaking, of course.
Aussie Rules Football. Noch mal Victoria Markets, auch auf der Suche nach einem Shop, der mir meinen backpack repariert (die typische Schwachstelle hat mal wieder nachgegeben, über der Schulter), und endlich den Kakadu für Frau Haidle gefunden, sowie einige andere nette Heimschicksel. Gefrühstückt in McCafé, einem Extrastand im McDo, der Cappuccino (guten!) in der Tasse für 1 $ ausschenkt, sowie eine gute Selektion von süßen Teilchen hat.
Weiter durch die Stadt, bis ich jetzt im MCG sitze, concession für 5.20, es gibt erstaunlicherweise weder numerierte Plätze noch Fanecken, alle Fans sitzen buntgemischt. Eine Minute gespielt, erstes Tor für North Melbourne (blau-weiß, the Kangaroos). Aussie Rules: es geht schnell hin und her, und das handling des Eis ist schwieriger, als es aussieht. Mittlerweile (15 min gespielt) stehts 3-2-20 : 1-2-8, was auch immer das heißen mag. jetzt: 4- 2-26; 5-2-32. Das Tor besteht aus zwei kurzen Pfosten, etwa 15 m voneinander entfernt, weiter innen stehen zwei lange Pfosten, die drei etwa gleiche Abschnitte teilt: die erste Ziffer bezieht sich wohl auf innere Tore, die anscheinend 6 Punkte wert sind (die letzte Ziffer), während Tore außen nur einen Punkt zählen. Ich sitze hinter dem Tor der Hawks, die Tag der offenen Tür haben (5-4-34 inzwischen für die Roos). Außerdem: gepaßt wird nur mit dem Fuß oder mit einer Technik analog einer Volleyballangabe von unten; wer länger läuft mit dem Ball, muß ihn dribbeln. Und: hier sind zwar schon ganze Kerle gefragt, aber es ist nicht so violent, wie ich dachte. Ein Spieler, der einen Pass gefangen hat und nach hinten läuft, scheint sakrosankt zu sein. Die Schiris haben nette Rituale: zum einen gibt's einen Haufen von ihnen, zum anderen sind die Torrichter mit weißen Sakkos und Hüten angetan und wirbeln im Torfalle weiße Fähnchen. Gerät der Ball aus dem (kreisrunden!) Spielfeld, wird der Einwurf rückwärts vom Schiri ausgeführt. Auch eine gute Einrichtung: der Jumbotron Großbildschirm. Wenn irgend etwas weit weg passiert, sieht man es auf dem Schirm immer noch gut, und: er hat natürlich Zeitlupe.
Hinterher werden dann die Leute aufs Spielfeld gelassen und werfen, kicken und passen Footbälle quer durch die Menge. Ich habe mich dann bis zum Royal Botanical Garden durchgeschlagen [Gerade kommen wir auf der Pinguintour in St. Kilda an einer 80 J. alten Timber-Achterbahn vorbei -> niedlich!], wirklich nett, mit einem kleinen Regenwald! Auf dem Rückweg habe ich mich dann bei der netten Cellostudentin an der Infotheke des Victorian Arts Complex festgechattet. Danach noch ein Pastitsio aus dem Greek Precinct, und dann war der Tag auch schon rum.
Phillip Island Tour. Richtig was geschafft! Erst hing ein Zettel an der Tür, daß meine Phillip Island Fairy Penguin Parade Tour gecancelt wurde. Was zugleich die einzige Backpackertour was. Aber: mit einem großen Operator kostet's auch nur wenig mehr, daher habe ich dann das gebucht. Dann hab ich den Backpack reparieren lassen, einen billigen lp-NZ gefunden, endlich eine neue Boxershort gefunden, ein Aussiefrühstück gefuttert, mein erstes Reisetagebuch, viele Filme und neue Heimschicksel heimgeschickt (Luftpost, 1 Wo), das Backpacker in Christchurch gebucht, Nauru House gesehen (groß genug für zwei- oder dreimal die gesamte Einwohnerschaft der Insel), und jetzt mit dem grauenhaften Humor des Fahrers im großen Bus nach Phillip Island unterwegs.
Erster Stop: eine Farm mit Wombats und Kangaroos. Diese Wombats sind größer, als ich dachte, so etwa wie vietnamesische Hängebauchschweine, und schauen aus wie ein dunkelgrauer Monsterhamster. Über Kangaroos habe ich herausgefunden, daß sie zwar in Panik über 4m-Zäune springen können, aber es normalerweise vorziehen, sich untendrunter durchzuwühlen.
Weiter dann zu Koalaworld, mit richtig vielen Koalas in den Bäumen; nicht unbedingt artgerecht, aber die Koalas scheinens zufrieden zu sein. Und dann, schon dunkel, zur Hauptattraktion: Fairy Penguin Parade. Im Zeitalter der Political Correctness heißen sie jetzt Little Penguins, aber niedlich sind sie trotzdem. Kalt war's, des Windes wegen, aber den Pinguinen schiens nichts auszumachen. Sie sammeln sich am Strand in möglichst großen Gruppen, um den Raubvögeln das Leben möglichst schwer zu machen, und rennen dann, nachdem sie einigemale furchtsam ins Wasser zurückgehüpft sind, möglichst schnell über den Sand, da sie dort am besten auszumachen sind. Dann erklimmen sie die Dünen und machen erstmal Federpflegepause, bevor sie sich dann in die Schlafhöhlen zurückziehen. Am Strand kommunizieren sie durch Schreie miteinander, sort of "nehmt mich doch auch noch mit!", während dann an Land ein vielfältigeres Geräusch recht laut sich entwickelt.
Weiter nach Christchurch/Neuseeland!
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