Flug nach Singapur. Der Flug geht erst mittags, deshalb habe ich noch etwas Zeit zum Ausschlafen, gemütlich frühstücken, noch einen letzten Blick auf Kowloon werfen und zum Flughafen fahren. Kai Tak ist nicht so schön, aber Changi Airport ist einfach toll: sehr sauber, sehr effizient, man geht nur aus dem Flieger und hat kaum Wartzezeit aufs Gepäck. Hadi war nicht da, insgeheim hatte ich das gehofft, aber so bin ich dann mit dem Bus in der Nachmittagshitze in die Stadt gefahren; nach der guten Erfahrung mit dem Y in Hong Kong dachte ich, ich könnte es auch hier damit versuchen. Aber es war schon ein ziemlicher Abstieg, eine Reihe Iraner mit seltsamer Ware und dürftiger Auffassung von Reinlichkeit waren in meinem Zimmer, so daß ich mich nicht sonderlich sicher fühlte.
Dann, am späten Nachmittag, bin ich erstmal auf die Suche nach einem Telefon gegangen, um die Hadi anzurufen; sie sagt, es sei am Wochenende Hari Raya, der hohe Festtag der Moslems zur Feier des Ende des Ramadans, was für mich recht spannnend klingt; erst später bekomme ich raus, daß es ein recht ruhiges Fest ist, viel Familie und so, wie Weihnachten bei uns. Also fahre ich morgen nach KL.
Am Abend hake ich erstmal Orchard Rd ab, das Shoppingparadies der Welt, sagen sie, aber abends sind die meisten Shoppingcentres zu, leider.
Fahrt nach KL. Sehr früh am nächsten Morgen fahre ich zum Bahnhof, der Zug geht um 7, und aus Mangel aus Bargeld muß ich einen Reisescheck anbrechen, um das Ticket bezahlen zu können; dann noch schnell durch den Zoll gehetzt und tatsächlich die langen Stunden Zugfahrt gut überstanden (2. Klasse AirCon). Sogar Bordfernsehen mit 2 Filmen gibt es! Draußen zieht an einer Stelle der Eastern Oriental Express vorbei, die Leute sitzen beim Essen in einem Luxus, der mir nur noch aus alten Filmen bekannt ist; naja, er ist ja auch teuer genug. Das neue Motto von Malaysia ist übrigens "Greening Malaysia": man holzt alten Regenwald ab und stellt statt dessen Palmenplantagen in geometrischen Reihen hin.
Der Bahnhof in Kuala Lumpur ist wahrhaft sehenswert, nur ein Taxi, daß mich bis raus zur Hadi bringt, ist nur schwer zu bekommen, und finden tut er die Adresse auch nicht, aber setzt mich in der Nähe ab, bis ich mich schließlich durchfragen kann.
Hadi wohnt nett, im 13. Stock einer Wohnanlage mit Zwillingstürmen und Swimmingpool in der Mitte, zu dem ich erstmal die Kinder (Balqis, 6 und Kamal, fast 5) mitnehme, die glücklicherweise prima Englisch sprechen. Tatsächlich erziehen die meisten der Einwohner dieser Wohnanlage ihre Kinder in Englisch! Danach haben wir erstmal lange geschwatzt, die nächsten Tage grob geplant, dann kam auch ihr Mann Kamarul und seine Schwester Akmam heim, die auch bei ihnen wohnt und mir ihr Zimmer zur Verfügung stellt, und kurz nach Sonnenuntergang konnte dann gegessen werden, schließlich war noch Ramadan. Nichts zu essen kann ich mir ja noch vorstellen, aber in diesem Klima tagsüber nichts trinken zu dürfen, halte ich schon für hart. Gegessen wird übrigens traditionell, also mit den Fingern (nur die rechte Hand natürlich): es ist gar nicht so einfach, tatsächlich was in den Mund zu bekommen, von Reis mit Soße oder so, das meiste bleibt eh irgendwo an den Fingern oder im Gesicht hängen.
KL. Morgens fahre ich erstmal allein in die Stadt und sehe mich ein wenig um. Die Masjid Negara ist relativ neu, aber nicht häßlich, das Dayabumi-Hochhaus ist toll, der erste [und bisher einzige] Wolkenkratzer im maurischen Stil, den ich je gesehen habe; dann entlang am Sultan A. Samad Building, zur Masjid Jame, die wie aus einem orientalischen Traum scheint, auch wenn die Betoneinfriedung der beiden Flüsse, an deren Zusammenfluß sie liegt, das Bild doch trübt. Im Schlamm eines dieser Flüsse sehe ich übrigens interessante Tierchen, die hier an Land kommen: so eine Art atmende Fische; Evolution at work! Weiter durch Chinatown und zurück im Bus, dabei bin ich aber verloren gegangen, wodurch ich bei einem indischen Tempel vorbeikam: andere Religionen, andere Sitten - während in den Moscheen nur im eigentlichen Heiligtum keine Schuhe getragen werden dürfen, ist diese Grenze hier schon der Tempelbezirk. Kaum bin ich da, schon bricht ein Höllenlärm los, der offenbar Teil einer Zeremonie ist, mit Pauken und Tschingderassa, bei die Priester etwas durchführen, das ich als tägliche Neuweihung des Tempels mir zusammenreime. Abends ratschen wir noch, und Kamarul geht mit den Kindern und mir runter, um etwas Feuerwerk zu machen.
Melakka. Die Familie fährt zu seinen Eltern für den Hari Raya, und ich mache einen Tagesausflug nach Melakka, was sich als nicht so einfach erweist, denn es ist Hari Raya, und ganz KL fährt zu seiner Familie auf die Dörfer. Obwohl ständig Busse fahren, bekomme ich erst ein Ticket für 10.30, also in 1 1/2 h, die ich mir in der Nähe des Busbahnhofs um die Ohren schlage. Bis ich in Melakka bin, ist es so richtig heiß, aber ich laufe trotzdem durch die Gassen, auch wenn ich der einzige bin und die offenen Abwasserkanäle nicht besonders einladend riechen. Hochinteressant: die Jalan Tokong mit den Heiligtümern der drei großen Bevölkerungsgruppen Malaien, Chinesen und Inder auf 100 m zusammengedrängt, ein erfreuliches Beispiel von interkultureller Toleranz. Weiter ins Baba Nonya Heritage Museum, das die Lebensweise der Peranakan-Chinesen gibt: gut aufgemacht, mit vielen Einblicken in die chinesische Kultur hier. Dann kam ich auf den Hauptplatz von Melakka, den Red Square. Warum alles hier rot angemalt ist, kann mir keiner sagen, aber die Windmühle deutet noch auf die ersten Kolonialherren hin, die Holländer. Nach dem Weg über den Bukit St Paul und die Porta de Santiago gehe ich wieder zum Bus zurück, bekomme diesmal viel leichter ein Ticket und fahre fast sofort los. In KL gehe ich noch im Schatten des Dayaburi essen, bei einem Straßeninder, der für kaum Geld ein prima Essen hinzaubert.
Chill out. Ein sehr ruhiger Tag, ich stehe spät auf, schreibe viel Tagebuch, schaue etwas Video, gehe Schwimmen, relaxe einfach zum ersten Mal seit meinem Aufbruch. Am frühen Nachmittag holt mich die Familie ab, um den traditionellen Besuch bei seinen Eltern zu machen, wo es etwas zu essen gibt, Speisen, die traditionell mit diesem Tag verbunden sind und die von den Frauen zubereitet wurden, die seit dem frühen Morgen schon in der Küche beschäftigt waren.
Überhaupt die Frauen: meine Vorstellung von moslemischem Land war, daß die Frauen Kopftuch tragen und ruhig in der Küche stehen oder Kinder kriegen. Die jungen Frauen der Familie hier aber haben mich dann doch ziemlich beeindruckt, die meisten mit einem Universitätsabschluß, eine Biochemikerin war z. B. dabei, aber seit einigen Jahren wieder mit Kopftuch.
Überhaupt Kopftücher in diesem Lande: da gibt es viele verschiedene Variationen, von Jeans und Bluse ohne Kopftuch über Kostüm mit einem im Nacken gebundenen Tuch über einen langen Rock und ein unterm Kinn geschossenen Tuch bis hin zu der afghanischen Variante, die nur noch die Augen freiläßt.
Fahrt zum Taman Negara. Wieder am frühen Morgen weg, diesmal zum Hotel ?? und von dort aus weiter mit dem Bus zur Anlegestelle in den Taman Negara, den ältesten Regenwald des Planeten. An der Anlegestelle (etwa 1 1/2 h nordöstlich von KL) dauert es dann noch eine Weile, bis wir auf Boote umgeladen werden, die uns 4 1/2 h flußaufwärts ins Resort bringen. Durch meine Reservierung hatte ich keine Probleme, dort einzuchecken, und bekam eines der recht sauberen und nicht teueren Dormbetten.
Zu diesem Zeitpunkt war es bereits eine Stunde vor Sonnenuntergang, und so ging ich noch etwas in den Wald, um wenigstens einen ersten Eindruck zu bekommen; abends dann bin ich in eines der billigen schwimmenden Restaurants auf der anderen Flußseite. Einer der Führer, den ich am Abend noch treffe, erzählt mir, daß sie trotz 30 °C und drüber bei 95% Luftfeuchtigkeit sich an den Ramadan halten, auch wenn sie mit den Touris oft über 20 km am Tag durch den Dschungel hiken! Nichts trinken! Ich habe am übernächsten Tag über 6 Liter Wasser gebraucht!
Zunächst den Canopy Walk gemacht, einen Hängesteg in etwa 30 m Höhe, von dem aus man das Urwalddach sehen konnte, dann am Nachmittag weiter zu ein paar Fledermaushöhlen in der näheren Umgebung. Ich war richtig froh über meine MiniMagLite, sie gab ein fast so gutes Licht wie die nicht mehr ganz frischen Batterien der vom Resort geliehenen viermal so großen Taschenlampen. Fledermaushöhlen sind aus verschiedenen Gründen schwieriges Gelände: man watet knöcheltief in Fledermausstoffwechselendprodukten, was sowohl olfaktorisch unangenehm als auch höchst glitschig ist (und der Wille, nicht hinzufallen, ist sehr ausgeprägt), und die Fledermäuse fliegen einem um den Kopf herum, wenn man reingeht und sie aufscheucht, mit einem irritierenden Geräusch von Flügelschlagen; noch dazu ist es im Allgemeinen dunkel. Aber interessant.
Leider habe ich dabei den Nachteil des schwarzen Lederrucksacks zu spüren bekommen: wenn man schwitzt, versaut es das T-Shirt nachhaltig. Ein weiteres Problem war, daß ich aus Angst vor bodennahem kreuchenden und fleuchenden Getier nur meine lange Jeans auf den Trip mitgenommen hatte, was doch heißer wurde als nötig.
Hiken im Dschungel. "It's a goddam jungle out there!" wurde in unserer Gruppe zum geflügelten Wort, und "Just the usual leech problem." kam eher noch öfter vor. Morgens hatte sich an der Rezeption spontan eine Gruppe von 4 Leuten gebildet, die die oberen Fledermaushöhlen erforschen wollten; so nahmen wir uns ein Boot zusammen, fuhren etwa 1 1/2 h flußaufwärts über allerlei nasse Stromschnellen, kamen dann patschnaß an und rannten los: 16 km in 4 Stunden, ein gigantischer Schnitt, wenn man bedenkt, daß in dieser Zeit auch noch Pausen für das Erforschen der einzelnen Höhlen dabei waren.
Hauptproblem auf diesem Trip waren die Blutegel, die viel kleiner waren, als ich gedacht hatte: in hungrigem Zustand sind sie etwa streichholzgroß und bewegen sich ähnlich wie Raupen, halten sich mit zwei Beinen hinten auf dem Weg fest und strecken die vier Vorderbeine dem vorbeikommenden Wanderer entgegen. Und schnell sind sie auch, statt der einigen Stunden, die ich vermutet hatte, brauchten sie nur einige Minuten, um sich vollzufressen. Um sie zu erwischen, kann man grob drei Phasen unterscheiden: vorzugsweise entdeckt man sie noch auf dem Weg über die Socken, oder noch auf dem Schuh, dann kann man sie sehr leicht runterschnipsen. Schon schlechtere Karten hat man, wenn sie sich bereits festgebissen haben. Um sie von der Haut wegzubekommen, gibt es drei Methoden: Salz ist nützlich, wahlweise auch Zigarettenasche, ein Schweizer Armeemesser ist auch nicht schlecht, danach blutet es halt sicher, und erstaunlicherweise wirkt Autan auch gut. Bei Salz und Autan kann es vorkommen, daß es nicht blutet, aber das ist nicht sicher. Schlecht ist es, wenn die Biester von selber loslassen: sie hinterlassen einen Blutgeleeklumpen in der Oberhaut, und bluten tuts auch. Einmal hatte Jill (?), die Amerikanerin, die eine weiße Bluse trug, offenbar einen mit dem Rucksack vom Boden hochgenommen, jedenfalls sahen wir das dann daran, daß sie von einer Schulter herunter einen Streifen Blut hatte, der auf dem weißen Hemd natürlich besonders grausam aussah. Ich jedenfalls hatte nach diesem Trip an beiden Füssen knapp 2 Dutzend Blutgeleeklumpen, die noch etwa 7 Wochen zu sehen waren.
Nach diesem Trip mußten wir zurückhetzen, da ich eine Nacht im Nighthide gebucht hatte; das ist eine Hütte mitten im Urwald, in der man über Nacht bleiben und die wilden Tiere beobachten, von ihnen aber nicht gefressen werden kann. Auf dem Weg dorthin, was über das Camp führte, ließ ich mein Handtuch in dem kleinen Shop liegen, wo ich mich mit ein paar Keksen eindeckte; dann schnell eine 3/4-Stunde in das Nighthide gehetzt, dabei bin ich von einem feinen tropischen Regen überrascht worden und war patschnaß, bis ich mein Regenzeug raushatte. Leider hatte ich auch kein Zeug zum Wechseln dabei, so daß es eine kalte Nacht alleine mit einer Flasche Wasser und einer Packung trockener Kekse wurde, in der ich natürlich auch keine Tiere sah (aber viele hörte). Ach doch, Glühwürmchen gab es viele.
Nachdem ich morgens um neun schon wieder weg wollte, mußte ich auch noch früh aufstehen, um im Licht der aufgehenden Sonne (bei Nacht trauten sich nichtmal die Führer in den Wald, der Tiger wegen) schnell zurückzuhetzen, vielleicht doch noch eine Dusche zu nehmen und mein Zeug zusammenzupacken.
Nach der vierstündigen Fahrt bis zur Anlegestelle dann eine neue Überraschung: obwohl wir (die Amerikanerin und ich) dort waren und auf den Bus warteten, sind sie trotzdem ohne uns abgefahren, was bedeutete, daß wir uns von der Firma erstmal ein Taxi nach KL besorgen lassen mußten. Wieder zurück, bin ich dann erstmal in den Pool und habe noch lange geratscht.
Fahrt nach Singapur. Ich hätte noch dableiben können, bin aber dann doch weiter, wieder nach Singapur, mit dem VIP-Bus. Das ist ein Verkehrsmittel, das ich nur empfehlen kann: ein Reisebus, der mit der Entsprechung von FirstClass-Sitzen ausgestattet ist, statt der üblichen 2-2-Konfiguration mit einer 2-1-Reihe. Toll. Und nur 15% teurer (16 statt 14 DM).
In Singapur habe ich dann in einem Backpackerplatz eingecheckt, das Dormbett wäre dort nur 5 $ gewesen, aber das war nicht mehr frei, so habe ich ein Einzelzimmer genommen für 30, mit der Option auf Umziehen morgen.
Und was macht man abends in Singapur? Genau, einen Singapore Sling im Raffles nehmen, dem Tophotel dort, in dessen Long Bar der Sling erfunden wurde. Ein nettes Detail waren die Ventilatoren, die als Lotosblätterwedel ausgeführt waren und eine fächelnde Bewegung ausführten. Vor allem viel geschrieben dort. Auf dem Weg zurück war es schon nach Mitternacht, aber ich fühlte mich völlig sicher.
Mit dem Stadtrundgang im Zentrum (vorbei am Wappentier, dem Merlion) war ich schon am frühen Nachmittag fertig, daher ging ich in die Uni, um wegen einem Physik-PhD nachzufragen. Schön gelegen, auf einem grünen Hügel, aber die Forschungsausrichtungen zogen mich nicht so vom Hocker.
Weil ich dann schon in der Gegend war, bin ich noch in die Japanischen und Chinesischen Gärten, aber das war nicht so der Hit, also bin ich am späten Nachmittag doch noch mal in die Stadt zurück und ins arabische Viertel, die Moschee angeschaut und ein feines indonesisches Restaurant um die Ecke gefunden, das Kandahar.
Nachdem ich gestern nicht mehr in die Moscheen reingekommen war, bin ich noch mal ins Arab Quarter und war noch mal zum Mittagessen im Kandahar. Am Nachmittag bin ich nach Sentosa, einer Insel, die zum Vergnügungspark gestaltet ist; ganz nett, aber verhältnismäßig belanglos. Schön war jedoch die Möglichkeit hier in fast ganz Singapur, mit der Kreditkarte zu telefonieren, auch nur geringe Beträge. Mutter hat sich besonders über den Geburtstagsanruf gefreut, da sie in der Kur war. Am späten Abend dann flog ich nach Darwin.
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