176. Tag

[...] Der Flug war relativ unspektakulär, abgesehen davon, daß nach Denver ein light snack serviert wurde, was ich nicht gedacht hätte, und daß die Flieger (DC-10 und 737) mit Telefonen ausgestattet waren, mit denen ich (für die Kleinigkeit von 10 $/min) sogar zu hause hätte anrufen können. In ABQ eingecheckt ins gute hostel dort und geratscht. Toll: Free Food! ABQ nacht einen wesentlich freundlicheren Eindruck als Seattle, das Wetter ist, wie man es für New Mexico erwartet, heiß aber trocken, die Sandia Mountains machen ein tolles Bild hinter der Stadt, der Sonnenuntergang wäre wohl höchst spektakulär geworden, hätte er nicht hinter Wolken am Horizont stattgefunden, das Blau des Himmels ist einfach spektakulär, und die Gebäude sind wesentlich besser als die steril nordamerikanischen Platitüden von SEA. Und diese Farben! Ein extremes Blau des Himmels, all die verschiedenen erdigen Schattierungen von Braun als Farbe für die Häuser, etwas grün dazwischen und das Beige der Wüste rundrum; sicher ein Platz, wo ich nochmal hinwill.

177. Tag

Bissl zu lange das gute Bett genossen, dann geduscht, gefrühstückt und rausgefahren zum Nat. Atomic Museum. Fat Man war ja schon ein ziemlich großes Teil, dagegen war es erstaunlich zu sehen, daß ein thermonuklearer Sprengkopf, der alle 5 Stadtteile von NYC schon mit seinem Feuerball alleine verschlucken würde, etwa die Größe eines alten Toasters hat....
Was ich auch nicht wußte, war, daß in Berlin schon 1940 Versuche mit einer "Uranmaschine" durchgeführt wurden, in Dahlem auf dem Unigelände in einer kleinen Holzhütte. Ein Glück, daß die Trinity test site nicht zugänglich ist, sonst hätte ich da auch noch hingemußt! Mit mir ist im Bus dorthin eine Alte gefahren, die im Museum einen Tag die Woche ehrenamtlich arbeitet und ihr ganzes Leben in den Sandia National Labs gearbeitet hat, dem großen amerikanischen Labor für den eigentlichen Bau von Atombomben; sie war dabei sehr stolz drauf, daß ihr eigenes device, nämlich die Sicherungen gegen eine unbeabsichtigte Explosion, immer gewirkt hatten, speziell damals, als eine B-52 vor der spanischen Küste mit 4 Atombomben an Bord abgestürzt ist. Bloß in die technischen Details wollte sie nicht einsteigen.
Danach dann in der Hitze des Nachmittags auf den Bus gewartet, nach Old Town (schon pretty, wenn auch sehr touristy) und von dort aus zurückgelaufen, gerade rechtzeitig, um das (deliziöse) (freie) Abendessen mitzuerleben. Hinterher hauptsächlich geratscht mit einem Geschichtslehrer, mit interessanten Einblicken in die Volksseele [inzwischen kann ich mich aber leider nicht mehr daran erinnern; das läuft wohl unter "Bildung", im Sinne von "Bildung ist, was übrigbleibt, wenn man alles andere vergessen hat."]

178. Tag

Interrent ist auch nicht viel billiger als alle anderen, 9 Tage bis Vegas = 400 $, also erstmal zum Bus gehetzt und nach SAF.
Irrsinn, diese Landschaft; Sicht bis zu den Sandia Mountains, sehr trocken, viele grüne Büsche, die recht vereinzelt, aber doch häufig die gewellte Landschaft hier verzieren, ich kann nur hoffen, daß die Dias was werden; ich arbeite gerade die zwei 64-ASA-Rollen auf. [Opera: ein Typ mit roten locken, roter Fliege, schwarzem Frack, schwarzen Sandalen und roten (!) Socken.] In Santa Fe habe ich erstmal das Freßboard genutzt, das Free Food hier ist fast so umfassend wie das Free Food in ABQ, dann mich zamgerafft und ein paar lange fällige Telefonanrufe getätigt, wodurch ich jetzt endlich mal wieder sowas wie einen Plan habe: 15. nachmittags in Taos auf den Bus von Hostelling International aufspringen, eine Woche dabeibleiben und in Las Vegas wieder aussteigen. Was dabei wohl auf der Strecke bleibt, ist Monument und Death Valley, und gegen Ende hin wird's wohl ein bissl gedrängt, nicht die gewünschten 6 Tage für SFO, aber gut. Dafür muß ich hier 5 Tage rumbringen, aber das sollte kein großes Problem sein, wenn ich erst mal den "Keep Moving!"-bug bekämpft habe. Aber evtl. gibt es hier einen Zweitageshike, das wäre jetzt genial gut. Abends habe ich einen Lift bekommen zur Santa Fe Opera, "Nozze di Figaro". Ein paar Opernenthusiasten haben mich mitgenommen, das Theater selber liegt in den Bergen, und jetzt seit der Pause sitze ich im Balkon, statt zu stehen, und habe den Blick auf die Lichter von Santa Fe, da es ein Dach über dem Balkon gibt, ein weiteres über der Bühne und den ersten Reihen, und zwischendrin die Reihen wurden vorhin naß, als das wirklich spektakuläre Gewitter durchzog. Und die vollmondbeschienenen Wolken, die man zwischen den Dächern sieht!

179. Tag

Santa Fe, New Mexico: ich bin erst seit einer Stunde hier im Zentrum, aber nach allem, was ich sonst so weiß, gehört sie auf die Liste der wirklich herausragenden Städte in den Staaten (oder auch auf dem Planeten). Schade, daß Filme hier über 10 $ pro Stück kosten, da gehen nämlich sicher viele weg.
Ganz Santa Fe ist im Pueblo- oder Adobestil, flache Gebäude in einem der 53 verschiedenen Brauntöne, die hier offiziell unterschieden werden. Gute Cafés hat's hier, wo man sogar den Kaffee in der Tasse serviert bekommt, und unglaubliche Läden, wie der eine am Ortseingang, der sich auf Pferde und Elefanten spezialisiert hat, vornehmlich aus Holz, vornehmlich alte Statuetten aus Indien, aber auch Peru, China...
Ein wirklich schnieker Platz zum absteigen hier ist das Grant Corner Inn, B&B, leider 85 $, aber mit einem schattigen Garten und einem Haus wie um die Jahrhundertwende, highly stylish.
Die Kathedrale ist von innen nicht so aufregend wie von außen, hat aber eine 17xx-Kapelle, die wohl zu der Zeit das originale Gotteshaus war.
Danach bin ich die Canyon Road rauf und wieder runter. An deren Anfang war die älteste Kirche der USA, von 16xx, noch von den Spaniern erbaut (auf dem Gouverneurspalast hier wehten ja insgesamt vier verschiedene Fahnen: Spanien, Mexiko, die der Konföderierten und die Stars and Stripes). Direkt daneben steht das älteste Haus der Staaten, wohl um 1250 (!) mit nicht der ältesten Eisdiele drin; "Holstein Sunset" entpuppte sich als weißes Eis mit weißen und schwarzen Schokochips und einem Streifen Erdbeereis, die Kreation erhielt ihren Namen übrigens von den Milchkühen, nicht etwa von den deutschen Landschaft.
Canyon Road selber beschreibt sich selbst als "The Art & Soul of Santa Fe", was ich für die Art leicht nachvollziehen kann, die Soul kommt wohl davon, daß Santa Fe eine artsy city ist und insofern die Kunst ihr auch im Blute liegt. Über eine Meile, schätze ich, reiht sich hier Galerie an Galerie, mit typischen Preisen in den kleinen Vierstelligen. Überhaupt ist SAF brutal teuer, Apartments, habe ich gehört, kosten gut und gerne über 800 $.
Und mehr oder minder einen Plan habe ich jetzt auch: Montag einen Tagestrip mit einem Mietwagen nach Los Alamos und in die Berge dahinter, Samstag Bergsteigen, morgen (Freitag) die Colleges abchecken und evtl. shoppen (ein Markt hier rundrum preist 501's für 19.90 $ an), und den Sonntag bringe ich sicher auch rum.
Gegessen habe ich dann eine hervorragende Quesadilla, mex. Fladenbrot mit Käse, Zwiebeln und gegrilltem Hähnchenfilet. Und seit über einer halben Stunde warte ich jetzt schon auf den Bus, der mir gute 20 min Fußmarsch ersparen soll.
Bravo! Der Bus ist natürlich zu weit gefahren, und so habe ich den halben Weg wieder gebacktrackt.

180. Tag

State Government angerufen, es gibt keinen PhD in SAF. Auto für Montag/Los Alamos reserviert, losgelaufen in die Stadt.
Dort ?? Zeit rumgebracht, u. a. mit einheimischen Köstlichkeiten (grünes chili!), und immer noch dem SAF Sonntagspaper. Vom Regen in ein Museum getrieben worden (Governor's Palace). Jetzt: Margarita & Co in der Cowgirls Hall of Fame. Ach ja, zwischendurch einen Haarschnitt abgegriffen: Marinecorpstauglich. Meine Friseuse war übrigens genau so ein strohblondes Täubchen, wie man sich's vorstellt, noch extra geblondet, mit schnieken Stiefelchen und Brille... Das mit den Jeans war dann auch nix, das Angebot galt nur für die Badewannenselberzuschrumpfenden, die ich dann auch nicht brauchen konnte. Jetzt zurückwanken ins Hostel, morgen hiken gehen.
Beobachtung: NM hat nur hinten Nummernschilder. Und noch eine Zahl: von den 500 Indianersprachen, die es vor Ankunft des weißen Mannes gab, existieren noch 155, von denen 130 gute Chancen haben, bis 2025 zu verschwinden (Quelle: das monatliche freie Magazin für die Künste von Santa Fe).

181. Tag

Hiketag! Nachdem kein Bus kam, zu Fuß nach Downtown gehatscht (der Tag hatte schon gut angefangen: um 1/2 7 geht ein Wecker los, um dem sich aber keiner kümmert, und der dementsprechend fröhlich weiterlärmt, bis schließlich fast alle wach sind, bis auf den Typ, der zum Busbahnhof mußte), dabei natürlich kurz vor erreichen derselben von demselben überholt worden. Dann erstmal (relativ lange) mit Schwestern telefoniert und weitergelaufen. Der Mensch in der Touriinfo hatte gesagt, man könne bis zum Skibasin laufen und dann dort ein paar nette hikes unternehmen.
Haha, von der Stadt bis zum Ski Basin sind es lt. Schild 15 Meilen. Also tapfer den Daumen rausgestreckt und zweimal von alleinefahrenden Frauen mitgenommen worden, das zweite Mal bis zur Rangerstation, von der ich mir erstmal eine Karte besorgt habe und losgelaufen bin. Hervorragender Tag, Sonne, nicht zu warm, also frisch losgerannt, bis ich den falschen Pfad seitlich genommen habe (war nix ausgeschildert, die Richtung stimmte, und der Pfad war nicht in meiner Karte eingezeichnet) und viel zu früh wieder auf der Straße gelandet bin, das heißt, nachdem ein heftiger Gewitterregen mein Fortkommen empfindlich behindert hatte. Von dort bin ich dann auf der Straße weiter, was mir immerhin einen recht netten lookout eingebracht hat. Gegen 1/2 3 war ich dann oben, habe erstmal gevespert, und bin dann weitergehiket zur Bergstation des großen Vierersessel. Was wirklich all den Weg wert war! Der Lookout von dort ging über das gesamte Tal des Rio Grande, und im Hintergrund schälte sich gerade so Mt. Taylor aus dem Dunst, der immerhin 150 mls. weit weg an der Grenze zu Arizona liegt! (Seitlich sah man auch San Antonio Mtn, 100 mls an der Grenze zu Colorado).
Nach einer ausgiebigen Staun- und Photopause bin ich dann runter zur Straße gehetzt, wo mich dann ein Franzose (Zufall? Hoch der gute ride war auch mit einer Französin) wieder nach Downtown mitnahm. Dort kurz ins Galisteo, einen Kaffee und Teilchen abgreifen, und weiter zum Shakespeare, der aber bis jetzt vom Gewitter behindert war.
Der auch gut war und von dem ich auch ein T-Shirt davongetragen habe, bis zum nächsten Gewitterschauer, der dann alles abgebrochen hat. Glücklicherweise paßte sowohl mein Lift (der Bus geht Samstags nur bis 7.30 und Sonntag gar nicht) als auch die schedule des Cinema Cocteau, so daß ich (im süditalienischen O'ton) "Il Postino" sehen konnte, eine gut erzählte story über Pablo Neruda und die Kraft der "metafore".

182. Tag

Erster Task des Tages (schon um Viertel vor Elf): Laundry. Dann in die Kirche gehiket, mäßig gut, speziell weil's kaum zu verstehen war, die Lautsprecheranlage ist zwar optisch toll, aber dafür akustisch unterlegen. Dann ins indianische Museum gegenüber, die (so der Zufall es wollte) eine Ausstellung über Inuit hatte, die mir sehr gut gefallen hat; sollte ich mir mal einen Echtkunststaubfänger irgendwohinstellen wollen, haben Inuitstatuetten sicher eine gute Chance; sie sind so wunderbar glatt, wie stilisiert, doch die message / das Objekt geht nicht so glatt runter: da gibt es Meerjungfrauen und Schamanen, die sich in jedes beliebige Tier verwandeln können und in jeder Phase der Transformation gezeigt werden, Z. B. ein menschlicher Torso mit einem Bärenkopf, Seehundflossen und Karibuhinterhufen. Oder tanzende Tiere: ein tanzender Bär war besonders niedlich.
Danach bin ich rüber in die exhibition von tribal art, die eine Verkaufsschau mit ausgesucht schönen (und leider auch teueren) Stücken von all over the world war. Von dort aus bin ich dann zu Fuß zu den anderen beiden staatlichen Museen losgezogen, den Old Pecos Trail runter, auf dem ich das Old Santa Fe Trail Bookstore & Coffeehouse fand, in das es mich reingezogen hat, was auch gut war, denn 10 min. später kam der übliche Nachmittagsschauer runter, und ich habe ein gutes Buch über Trinity gefunden, zum Bargainpreis. Also habe ich mich ins Coffeehouse gesetzt und die Gelegenheit genutzt, all das Papier zu lesen, das ich seit einiger Zeit (Seattle) mit mir rumtrug; der Christian Science Monitor ist sogar gar nicht so schlecht, gibt mehr Information und weniger Indoktrination als der Titel vermuten läßt. Die Museen waren also ins Wasser gefallen, aber ich bin dann zu Fuß zurückgehiket, was mir eine Flasche Franziskaner Dunkles Weizen und "And the earth did not swallow him" eintrug, einen Film über mexikanische Wanderarbeiter in den 50ern.
Auf dem Heimweg hab ich dann noch ein Packl argentinischen Parmesan abgegriffen, das ich dann im Hostel mit den (freien!) sonstigen Ingredienzen in eine Spaghetti alla Carbonara verwandelt habe. Beim Kochen habe ich Dawa kennengelernt, die seit ihrem 6. Lebensjahr taub ist, Menengitis, und gegenüber in der NM School for the Deaf als Lehrerin arbeitet, für 1500 $ im Jahr. Interessante Unterhaltung, stark auf Papier und Schreiben zurückgreifend.
Eine Anmerkung sollte ich noch machen, zu den Christmasshops. Weihnachten, speziell mexikanisch-indianisches, schient hier ein großer Renner zu sein; Santa Fe hat 3 Läden, wenn ich mich nicht verzählt habe, aber den besten Weihnachtsladen überhaupt habe ich in ABQ gefunden, mit einer (verkäuflichen) Krippenausstellung aus der ganzen Welt; speziell in völlig anderen Kulturkreisen gibt es Krippendarstellungen, die doch sehr verschieden von unserer alpenländischen Darstellung sind.

183. Tag

6.40 aufgestanden, zum Budget gelaufen und auf nach Los Alamos. Das Mädel an der Theke hat noch gefragt, ob es ein Mustang auch sein dürfte, zum Economypreis natürlich, sie hätten im Augenblick kein anderes Auto da... Logisch! Leider kein Cabrio, aber das hätte ich eh nur am Vormittag nutzen können, eines der am häufigsten betätigten features war der tricky Scheibenwischerhebel, mit Einstellungen von selten bis häufig für die Intervallschaltung. Abgesehen davon ist der Mustang ein sehr gutmütiger Sportwagen, er klebt an der Straße fest in den Kurven, federt aber wie einer von den großen Amischlitten, also weicher als ein Europäer. Und die Automatik macht aus ihm einen Wolf, der im Schafspelz eingenäht ist; nur schwer ist wirklich Aktivität aus dem Auto zu holen, jedenfalls bis ich herausfand, daß der kleine Knopf neben dem Automatikwählhebel den Overdrive abschaltet, ohne den das Pferd plötzlich Beine bekommt. Trotzdem würde ich den mit Schaltung haben wollen. Ein großer drawback hingegen ist der Verbrauch: erst dachte ich, 8 Liter sind doch okay, bis mir jemand sagte, daß die Gallone nicht 2, sondern 3,8 Liter sind; und 15 l/100km sind doch deutlich zu viel!
Zu Anfang war es ein perfekter Tag, mit dem hellblauen Himmel Neumexikos und der unglaublichen Landschaft, nachmittags fing's dann an zu regnen. Alles in allem hat dieser Trip bei mit den Wunsch erweckt, mal einen Urlaub mit zwei Driveaways NY-LA-NY zu machen, und mir ist auch klargeworden, warum das Roadmovie hier erfunden wurde.
Erste Station, noch kaum aus SAF raus, war Tesuque Pueblo, was ich mir ganz anders vorgestellt hatte: ich erwartete so etwas wie einen großen Bienenhaufen, mit vielen Leitern dran, drei- oder gar vierstöckig, und groß. Statt dessen war alles kleine Häuser mit ordentlich geparkten 4x4 davor. Was noch halbwegs typisch war, war die Plaza, die rundrum mit einem großen Gebäudezug umbaut war.
Eine interessante Anmerkung am Rande: die Tour führte durch verschiedene Indianerreservate, von denen jedes (aufgrund der Selbstverwaltung oder so) ein Casino betreibt, was angeblich riesige Gelder einbringt.
Weiter zum Bandelier Nat. Monument, das eigentlich von den Anasahzi erbaut wurde, den Ahnherren der heutigen Puebloindianer, und in einen Canyon reingebaut wurde, ein Teil als ein Pueblodorf, also zwei- bis dreistöckig, rund, um einen Hauptplatz angelegt, mit Eingängen nur auf der Oberseite, die durch Leitern erreichbar waren. Ebenso wurden Häuser an den Hang gebaut, von die natürlichen oder leicht auszukratzenden Höhlen. Recht interessant, zurückdatierend bis deutlich vor Erscheinen der Spanier. Was ich auch nicht wußte, war, daß die Puebloindianer keine Jäger und Sammler mehr waren, sondern Bauern, und deshalb es sich leisten konnten, Dörfer zu bauen, die sie ja dann nicht mit sich nehmen mußten.
Weiter zum Bradbury Museum of Science in Los Alamos. Die Historysection war recht gut, mit kleinen, interaktiv abfragbaren Filmchen über alles zwischen Entwicklung der Bombe bis zu Proliferationsfragen. Eine Sonderausstellung hatten sie über Plutonium, sort of "woher - wohin", in der sie ihr Beschleunigerkonversionsprojekt zeigten. Dann schnell ins LANL, dort zufällig gleich die richtige Person getroffen und ein paar Broschüren abgegriffen (in Geothermie arbeiten sie mit D zusammen). LANL ist riesig groß, von manchen Labs braucht man ein Auto in die Cafeteria.
Zurück nach Downtown, im Café Allegro kurz ausgespannt und dann Richtung Jemez weiter, durchs Valle Grande durch, die größte Caldera des Planeten. Sehr scenic drive zu den Ruinen in Jemez Springs, einer alten Franziskanermission. Dort wurde es dann dunkel, also bin ich umgekehrt, habe in LA im Sonic, einer Drive-In-Kette im 50er-Jahre-Stil gespeist, so richtig mit dem Tablett am Fenster und den Mädels auf Rollschuhen, und um 11 war ich dann wieder da. Von LA nach SF dauert's übrigens nur 40 min.

184. Tag

Auto zurückgebracht, ausgecheckt, aufgrund einer Nachricht von gestern noch mal bei Bethany von Road Runner angerufen, die mir mitgeteilt hat, daß der Bus seine Wasserpumpe gewechselt bekommen muß und deshalb eine Nacht in Santa Fe bleibt, also habe ich mein Zeug erstmal dagelassen und bin dann in die Stadt, habe die Chuck Jones Art Gallery gefunden, eine der besten animated art galleries, die ich bisher gesehen habe, und sie haben in kürzester Zeit (Ende des Jahres) eine WWW-Page.
Weiter zum Downtown Subscription, ein Café mit großem Newsstand, wo ich eine Amerikawoche gekauft habe, eine US-Wochenzeitung auf Deutsch für Expats. Dann (schon wieder 6) zurück ins Hostel, mit der Gruppe connected, die kleiner war, als ich dachte: 2 Poms, 2 Aussies, 2 Koreaner und Jeff, der Fahrer. 2 Überraschungen: kein Vegetarier und kein Raucher dabei! Ich hab' dann für fast alle gekocht, Pasta all'Orto, war ganz gut.

185. Tag

White Water Rafting im Rio Grande im Pilar Race Track, grade III. Loads o fun, nur meine Schulter tut mir jetzt weh vom paddeln, und beim Versuch, eine stehende Welle bodyzusurfen hat sich herausgestellt, daß meine Bangkoksandalen nicht surfproof waren, sprich, eine ist verschwinden im Rio Grande und fließt jetzt wohl in den Golf von Mexiko.
Danach warten aufs Auto, lesen, essen, reden, schreiben. Jetzt evtl. Postkarten adressieren und, wenn das Auto kommt, nach Taos.
Was praktisch sofort kam. Also nach Taos und dort ins (gute) Hostel. [Wow, hier laufen die Cowgirls nur so umeranand - Durango, CO - und ein gutes einheimisches Weizen ham's auch.]
Abends, auf Video, den Tom-Cruise-und-Nicole-Kidman-gehen-nach-Oklahoma-Film.

186. Tag

Nicht so sehr früh aufgestanden, dann für 1 1/2 h nach Taos, Santa Fe in klein, weiter durch Heidimäßige alpine Landschaft nach Durango, CO, dort Abendgegessen, Chicken Fried Steak, was das Fleisch war, bekam ich nicht so raus, aber es war paniert und hatte dick gravy drauf, paßt schon, speziell wenn das lokale (!) Weizen gut ist.
Jetzt ins Kino, ich weiß noch nicht, ob "The Net" oder "A Walk in the Clouds", aber vermutlich den letzteren, weil Das Netzt sicher bald auf Video kommt und nicht die große Leinwand braucht. Apropos big screen: seit ich in den Staaten bin, hatte ich noch keinen wirklich großen screen, der Trend hier ist das Schuhschachtelkino.
Sehr schöner Film; Alfonso Arau hat einfach den Dreh raus, Filme über die Liebe zu drehen.

187. Tag

Früh los, 2 Nat. Parks auf dem Programm. Zunächst nach Mesa Verde, ein guter Einblick in die Anasahzikultur, eine Führung durch Balcony House bekommen und Grand Palace von oben gesehen, wo ich glaube, daß eine Szene aus "Spiel mir das Lied vom Tod" gedreht wurde. Dazu fantastische Ausblicke, die inzwischen schon von der allgemeinen Luftverschmutzung getrübt werden.
Weiter zu einem Highlight: Monument Valley. Schon die Straße dorthin ist höchst spektakulär, durch einen Canyon durch, alles ist diese rote Vulkanerde, die mich stark ans Red Centre erinnert hat. Dann: das valley selber. Navajo Nation, auf deren Gelände das steht, macht ganz gutes Geld, 2.50 pro Person plus die (empfehlenswerte) 4WD-Tour plus Arts&Crafts. Monument Valley ist big and red. Und mit Dias oder Worten schlecht zu beschreiben. Awesome!
Auf dem Weg hatten wir einen dieser völlig unglaublichen Wüstensonnenuntergänge, mit irrsinnigen Farben. Leider kein Dia. Geschlafen in Tuba City, AZ.

188. Tag

Slept in, auf nach Lake Powell, Wetter: bedeckt. Dort ein Stunde geschwommen, weil die Waverunner (so eine Art Wassermotorrad)auf 2 Tage ausgebucht waren. Weiter zum Sonnenuntergang am Grand Canyon, mit Gewitter auf dem Weg und Nebel und Wolken im und überm Canyon, teilweise sah man gar nichts, nur einen drop, teilweise war es fast magisch. Der Canyon ist riesig, weit und tief.
Danach im IMAX, recht guter Film, nur die geologische Geschichte wurde nicht erzählt. Deshalb bleibt meine Frage unbeantwortet, warum sich ein so extremer Canyon in einem so weiten Tal ausfräst; wie ist das Tal selber entstanden?
Abends in Flagstaff, bissl weggegangen, aber die guten Schuppen waren alle voll.

189. Tag

Hiken im Canyon. Um 10 dort angelangt, gutes Wetter, erstmal knapp 1000 m runter zum Indian Garden Campground, dort lange Entscheidungsfindung, aber dann doch, angesichts der heftigen Warnungen, nicht bis ganz runter zu gehen, "Every year people die attempting to go down and back in one day", den einfacheren Weg gewählt zu Plateau Point, guter viewpoint in den Canyon 400 m tiefer, guter (sandwich-)lunch, und dann kam das Gewitter über uns, von dem Tal her, wo wir herkamen, der Regenvorhang ließ das Tal verschwinden, wie das "Nichts" die Welt auffrißt; vor dem heftigen Regen fanden wir (diesmal nur John und ich) unter ein paar Steinen notdürftigen Schutz, vor allem vor den Blitzen (der nächste schlug etwa 200 m weit weg ein). Zurück in Indian Gardens erzählten uns drei Spanierinnen (viel Spaß auf dem weiteren Weg), daß der Weg nach oben blockiert sei von rockslides, doch bald gaben die Ranger den Weg wieder frei. Um 7.20 waren wir dann oben, nicht ohne noch mal ein kleines Gewitter in einer der Hütten vorbeiziehen zu lassen. Zurück, gegessen, ins Bett gefallen.

190. Tag

Auf nach Las Vegas.
Der Hoover Dam ist nett, im ArtDeco-Stil. Und recht groß, 2,6 GWp. Vegas selber ist vor allem heiß. Die Stadt ändert sich beträchtlich zwischen Tag und Nacht. Selbst am Strip (zumindest rund ums Excalibur, MGM und Luxor) sind noch einige Baulücken. Ich war im MGM (größtes Hotel wo gibt, 5005 Zimmer), eher enttäuschend, ziemlich nondescript, im Tropicana, das wenigstens ein wenig den Südseeflair aufrechtzuerhalten sucht, im Excalibur, Mittelalter in Strumpfhosen, und im Luxor, das wenigstens gut war, die Zimmer sind wie hängende Gärten auf der Innenseite der Pyramide, und der ganze freie Raum innen ist großzügig mit einer Art Kleinstadt zugebaut.
Abends essen im Maxim, 3.95 $ für ein NY Steak, um 11 eine Limo für uns alle (Limo as in Stretch-Limousine), den Vulkan vor dem Mirage angeschaut, nach Downtown gefahren, die jetzt überdacht wird, 33$ für 1 h. Dann noch bissl mit einem Freund von Jeff geratscht, dann ferngesehen und geschlafen (1/2 2). Generell ist Vegas gemacht für Gambling. So verschieden die Hotels von außen aussehen, innen sind immer die gleichen riesigen Reihen von Slotmachines, Blackjacktables, Roulett und noch mehr Slotmachines. Nur das Luxor war da schon etwas mehr auf den Erlebnistouri ausgerichtet, mit einem Museum, einem Niltrip, einem Antiquitätenshop und einer Arcade mit den letzten SEGA-Produkten (u.a. Desert Tank, in cooperation mit Martin Marietta). Ich selber habe etwa 3 $ oder so verspielt, und zwischendrin sogar bissl was gewonnen.

191. Tag

10.00 Abfahrt geplant, Jeff und der Van sind nicht da, also komme ich doch noch zu einem 1.50-Frühstück (2 Eier, Toast, jam, coffee). Kurz verzögert also die Abfahrt nach Barstow, dem großen Factoryoutlet (95 Shops). Eine 501 für Schwester, mir stehen sie einfach nicht, aber ein Jeanshemd für 25 $ und eine Jeans von Bugle Boy (17.99), die sich inzwischen leider als zu groß rausgestellt hat. Blöde Hetze! Leider gab's bei Timberland nix, was ich wirklich hätte brauchen können. Interessante Beobachtung: die Shell, bei der Jeff tankte, hatte das Benzin für 1.59 $/gal, die Chevron genau nebendran für 1.29, und die weiß-ich-nicht-mehr 100 m weiter für 1.16. ????????
Jetzt: outskirts of LA. Die Sicht war sonst immer bis zum Anschlag, hier verschwimmt alles nach wenigen km im Dunst. LA Downtown sieht wie ein ziemlich dreadfuler place aus, hinten am Hügel ist schwach das HOLLYWOOD zu erkennen; wir fahren seit etwa einer Stunde (nur Freeway, kein Stau) durch die Stadt und kommen schließlich in Santa Monica raus, einem schnieken Art-Deco-Stadtteil am Meer. Noch mal wegen des Busses nach SF nachgefragt und um den Block gezogen, wieder mal an einen Pazifikstrand, der erste echte Ozeanstrand in N-Amerika; in Seattle war ich nur an der bucht, Strand gibt's da eh keinen Downtown, und in Vancouver habe ich auch nur den Hafen gesehen. Viele Rollerblader, eine nette Einkaufs- und Vergnügungsmeile nur einen Block vom Hostel (Third Street Promenade), dann dort was gegessen (Chicago Hot Dog mit echtem Vienna Beef, gar nicht so schlecht), mich von allen verabschiedet und mit gut einer Stunde Vorlauf zur Greyhoundstation Downtown aufgebrochen, abends um 8.45. Um 9.10 oder so kam dann auch ein Bus, der erst den Ocean Bld nach Venice und dann für eine Dreiviertelstunde den Venice Bld nach Downtown fuhr, nur Hispanics und Blacks an Bord, mäßig vertrauenerweckend, aber in Ordnung. Wo mir dann tatsächlich die Muffe ging, war Umsteigen und auf den anderen Bus warten in LA Downtown nachts um nach 10. Die Straßen sind dreckig, die Leute i.A. schwarz und ungepflegt, street people halt, und lungern effortless herum, sind besoffen und schreien sich an oder sitzen da und beobachten scharf, was vor sich geht, ich hätte ein Taxi genommen, aber nicht mal die fahren hier durch. Schließlich kam dann doch der erhoffte Bus, ohne daß irgend jemand mich des Eindringens in sein Revier bezichtigt hat und mich um meine verschiedenen Backpacks erleichtert hat. Kein Spaß! Die Greyhoundstation wirkte wie eine Insel des (relativen) Wohlstands in dieser Gegend. Den erhofften Sitz im 11-Uhr-Bus habe ich auch bekommen, und hatte sogar die ganze Fahrt über 2 Sitze zum Schlafen. Nur kalt war's, ich hatte immer noch meine Shorts an von den über 100 Grad in Las Vegas.

192. Tag

In SF war es dann neblig und irgendwo zwischen 10 und 15 Grad. Ins Hostel gelaufen, (weia, der Backpack wird auch nicht leichter), eingecheckt, geduscht, ganz frische Jeans und -hemd angezogen, fühlt sich gut an, und gefrühstückt. Sodann ziellos (mehr oder minder) durch die Stadt getrieben, die Touriinfo war ziemlich überlaufen, aber immerhin hatten sie eine vernünftige Karte dort. Zurück über den Union Square, einen kostenlosen Ausblick aus dem Glaslift zum 32. Stock des -Hotels gehabt, inzwischen war der Nebel weg, also gute Sicht, weiter durch verschiedene Bookshops und die Library des Goetheinstituts (mal wieder ein paar deutsche Zeitungen), Chinatown, _ber die Transamerica Pyramid hoch zum Coit Tower, wieder runter zu Fishermans Wharf, jetzt Essen (Couscous) auf dem Weg zurück. Müde.

193. Tag

Morgens am Telefon habe ich dann Dianne wiedergetroffen, die Frau aus Kanada, sie war gerade erst eingetroffen. Zusammen haben wir dann erstmal gefrühstückt, sind dann (viel) durch die Stadt gelaufen, Mission District, wo der unterschied zwischen West of Mission Street (nette Häuser, white middle class housing) und East of Mission (Hispanics, Geschäfte, seedy, bunt, seltsame Gestalten auf der Straße) ziemlich abrupt war. Weiter durch Castro, das gay quarter, was aber, abgesehen von den vielen Regenbogenfahnen, die von den Häusern hingen, nicht großartig auffiel. Dort gab's dann erstmal einen gigantischen Cappuccino, bevor es weiter nach Buena Vista und hoch zum Japanese Cultural Centre ging. Zum Abendessen fanden wir dann ein äthiopisches Restaurant bei Civic Centre, buffet style für kaum Geld und guuuut.

194. Tag

Morgens früh mit der BART (Bay Area Rapid Transport) nach Berkeley, dort eine Campusführung bekommen und nach Physik gefragt. Das Vorlesungsverzeichnis weist einige interessante fächerübergreifende Studien aus, der Campus ist nett und alternativ, die Bibliothek ganz neu (innen) mit einigen Arbeitsplätzen mit Steckdose und telephone plug ausgestattet sowie einem dieser riesigen altehrwürdigen Bibliotheksräume, die man sonst nur in amerikanischen Collegefilmen sieht. Dort auch einen Internetanschluß geborgt, jetzt schon hat mir mal jemand geschrieben. Hier habe ich auch die einzige mir von der Heimat vertraute Person überraschend gefunden, die ich überhaupt getroffen habe, und wer ist es: die Frau von meinem Prof, die Lehrstuhlmutter, eine von den Personen, die ich froh war zu verlieren nach meinem Studium.
Nach einem Lunchsnack zurück zum Ferry Building, den Embarcadero entlang an den Piers vorbeigehiket und bei der Alcatrazfähre rausgekommen.
Übergesetzt und 3 1/2 Stunden dort rumgeschaut. Dafür, daß die Gefangenen zwischen 15 und 23 h täglich in den Zellen verbrachten, sind sie ganz schön klein. Die Audiotour ist nicht nur prämiert, sondern auch empfehlenswert.
Zurück über Columbus Ave, mit einem kleinen Sidetrip zu Lombard Street, die Straße mit den Kurven, die aber im Moment in restauro ist. Auf Columbus (genauer ein bissl links davon) gab's dann Pizza by the slice, und auf Columbus selber ein feines dessert. Zurück durch einige ziemlich grottige Straßen nach Union Square, dort mit dem Aufzug in die Vorhalle zum Club Oz im 32. Stock und SF by night von oben bewundert.

195. Tag

Eher später los, nach dem (gemütlichen und guten) Frühstück war es dann schon 1, über die Union St. zum Presidio, der sich als weitläufige Kasernenanlage herausstellte, daher in der klassischen Ruinenanlage des ??? gepicknickt mit einem guten Baguette und Frischkäse aus Neufchatel, die umschwärmt war von meist asiatischen Hochzeitspärchen und deren offiziellen Photographen. Nach der Pause dort weiter in Richtung Golden Gate Bridge, aber der starke Wind hat uns dann zurückgetrieben.
Zurück ins Hostel, dort die Tagesbackpacks gelassen, kurz gepaust und weiter ins Saturday Night Life in SoMa, Ecke 9th and Folsom. Dort eine Microbrewery aufgetan, der in dem Moment, als ich ankam, das Weizen von der Karte nahm. Trotzdem, das Chili und das Knoblauchbrot waren ganz schön gut. Dort auf dem Eck ist auch das Icon Byte Cafe, ein Cybercafe, das einen einzelnen Mac rumstehen hat und für eine Benutzung nur eine consumption von 5 $ verlangt. Überhaupt cybercafes: ich hatte erwartet, hier nur so darüber zu stolpern, aber dieser eine Mac war das einzige, das ich gefunden habe.

196. Tag

MOMA. SF Museum Of Modern Art. Ein Bau der 90er, von Mario Botta, mit einem zentralen Lichtturm in der Mitte. Einige gute Ausstellungen, so über die Chrysler Designpreise. 2 der Gewinner fand ich besonders interessant: eine Forscherin vom MIT Media Lab, Arbeitsbereich Datendarstellung, und ein kleines Ökosystem in drei Plexiglasröhren zur Aufzucht eines bestimmten seltenen Amazonasfisches, ein Becken, in dem Plankton und Algen gedeihen, ein zweites, in dem der Fisch ist, und ein drittes, das das Wasser wieder reinigt, alle drei mit einer Pumpe verbunden. Dazu eine Ausstellung über Photographie mit wahrlich bemerkenswerten Bildern, teilweise über 100 Jahre alt, aber die Ästhetik ist immer noch gültig.
Von dort aus mit dem Bus zu Lobos Point an der Pazifikküste, dort bissl rumgelaufen, halb zurück und durch Golden Gate Park, vielzuviele Straßen, die da durch schneiden, dann zum Dinner nach Castro und von dort aus zurück nach SoMa (merke: 6th ist nicht empfehlenswert after dark). Noch auf einen Irish Coffee ins Puccini, mit einem "Death by Chocolate"-dessert und Spa Francochamps.

197. Tag

Wieder mal einer von den Tagen... Ich wollte über den Coastal Highway mit einigen Bildern zurück nach LA. Daher den Bummelbus um 10.30 statt des Express um 10 genommen. Was mir aber keiner gesagt hat, ist, daß der Bus völlig zerkratzte Scheiben hat und fast die ganze Strecke übers Inland führt, zumindest bis jetzt, 4 Uhr, San Louis Obispo. Und dafür komme ich erst um 9 statt um 6 in Hollywood an (Downtown möchte ich um die Zeit nicht noch einmal haben). Mist.
Offenbar haben die Spanier die ganze Küste nach heiligen benannt: San Francisco, San Louis de Obispo, Essbreak in Santa Maria, und 15 mls hinter Santa Barbara gab es eine Ausfahrt "Santa Claus Ave".
Mittlerweile sind wir am Meer, immer noch der Highway 101, den ich wohl auch mit dem Expreßbus gekommen wäre. So richtig Pazifik gab's aber erst kurz nördlich von Santa Barbara. Inzwischen, nach 7 und die Sonne schon tief, geht es konstant am Meer entlang, man sieht Surfer in wetsuits, die wie Robben wirken.
9.00 endlich in Hollywood, gute Wahl: nicht schlimm, und nur 3 Blocks vom SM Boulevard, wo der #4 Bus direkt nach SM fährt. Das Hostel dort ist echt schnieke, Patio, neu, sauber, gute Sicherheit, nur daß die Temp. der Duschen nicht regelbar ist, ist lästig, aber wenigstens paßt sie. Video für tonight: Top Gun, das habe ich mir dann doch geben müssen.

198. Tag

Universal Studios Tour. Anfahrt über den Freeway, dieses Stück LA-Kultur, ohne den das Leben hier wohl mittlerweile völlig zusammengebrochen wäre. Und praktisch jeder ist allein im Auto, mal abgesehen von den occasionalen Frauen mit kleinen Kindern. Kein Wunder, daß das Mobiltelefon hier so extrem weit verbreitet ist.
Erste Attraktion: der Back to the Future Ride. Zu sehr gehypet und zu kurz für die Wartezeit, wobei ich da eh noch Glück hatte, ich habe nicht mal eine halbe Stunde gewartet, ein guter Amerikaner läßt sich an dieser Tour auch durch mehrere Stunden Schlangestehen nicht abschrecken. Weit besser: Backdraft. Hot! Ein komplettes Lagerhaus on fire.
Aber auch ohne Backdraft ist es heiß hier: wahrscheinlich über 100 F, nahe an 40°C. Sonst so: eine passable SpecialFX-Tour, eine völlig enttäuschende AT&T-Future of TV-Show, die Backlottour, mit all den Sets zwischen Spartakus, Psycho und Back to the Future. Ein recht gutes Display über The Making of Apollo 13; sie haben tatsächlich 60 Flüge mit NASA's zero gravity plane gemacht und riesige Kulissen gebastelt. Jede Menge Merchandise bekommt man hier in unzähligen Shops, und gerade hatte ich einen 3.60-Milkshake.
Die Blues-Brothers-Show war gut, genauso die "Wild Wild Wild West Show", danach bin ich rein zum Citywalk, der als Shopping- und Diningstreet auf die 16 Universal Cinemas zuführt, dort wo demnächst auch das Hard Rock Cafe Hollywood hinkommt. In einem der Shops habe ich dann das gemeinsame Produktvermarkten von Superman und Aliens gelesen. Gute Idee, aber zu straightforward.
Dann zurück, beim Bodyshop meine Bodyshopbottle nicht nachgefüllt bekommen, "because we have no price for this size of bottle" (125 ml statt 2 oder 4 oz). Knechte. Vermutlich schicke ich einen Schrieb nach Brighton, wo die Zentrale ist, bevorzugter Kunde von denen zu sein, hat sicher seine Vorteile. [Habe ich dann auch getan: Antwort: Tut uns leid, aber sowas kommt bei uns nicht vor, wir haben doch einen Preis; Kontext: wenn sie eine freie Probe errittern wollen, sind Sie bei uns falsch. Nicht mal ein Danke für Ihre Aufdeckung unhaltbarer Zustände.]
Ein Kebab zum Dinner, etwas trocken, aber köstlich, und shoppen. HEAR ist ein [Plötzlich und unerwartet, aber nicht gänzlich unwillkommen, geht dieser Urlaub über die 200-Tage-Grenze hinaus: seit Juni fliegt Air New Zealand nur noch MoDiFr nach FRA, d. H. ich bin jetzt auf den Freitagsflug gebucht. Heißt, einen Tag länger in LA, doch noch das J. Paul Getty Museum.] perfekter Jazzladen, mit vielen Möglichkeiten zum Hören, in hellem Holz und mit kurzen Beschreibungen der Titel, eine Art Jazzboutique. Borders hingegen gehört in die hier zu florieren scheinende Gattung der Buchcafés, Buchläden mit Café, aber leider muß man das Buch kaufen, bevor man es in den Cafépart mitrübernehmen darf. Und beide sind auf bis 11!

199. Tag

Stadtrundfahrt. Eigentlich dachte ich, es beginnt um 8.30, genaues Hinsehen brachte 9.30, also ein großes, wenn auch nicht gutes Frühstück mit relativ aktuellen deutschen Zeitungen und Film gekauft.
Erste Station: South Central, dort wo die LA riots waren. Zunächst sah es noch ganz nett aus, pretty middle class housing, aber weiter die Straße runter nahm dann der Dreck, die Graffititätigkeit und die Zahl der rumhängenden Schwarzen zu, und an der Ecke, wo die riots starteten, war es schon nicht mehr spaßig. Seit Anfang des Jahres sind in LA über 50 Menschen bei drive by shootings getötet worden, und unser Fahrer sagte, noch weiter die Straße runter würde es ernsthaft gefährlich, das sei gangland. Vormittags sei es hier noch möglich, nachts sei das ein no go area. Zurück über eine Parallelstraße nach Downtown, durch Skid Street, wo die Leute in Zelten hausen. Und nur wenige Blocks die Straßen hoch ist die Downtownjuweliergegend. Das alles ist lediglich 10 Meilen von Beverley Hills entfernt, wo wir am Nachmittag hinfahren. Doch weiter chronologisch nach Hollywood - Mann's Chinese Theater mit all den Handprints der Stars. In John Waynes Fußstapfen zu treten, ist gar nicht so einfach, er muß ein ziemlicher Gnom gewesen sein (in Western Town in Universal Studios wurde uns gezeigt, daß es 2 sets von Türen gab: 7/8 große und 1 1/8 große, die kleinen, um die Helden größer erscheinen zu lassen, die großen, um den Damen eine zierlichere Figur anzudichten). Dort ist auch Hollywood Blvd mit den Stars der Stars.
Weiter über Melrose Ave (die nichts zu tun hat mit der ähnlichnamigen Serie), eine nette Shoppingstraße, zum Hard Rock Cafe LA; jeder findet es hip, aber drinnen ist es zu laut und zu hektisch. [Nicht mehr lange, und die ganze Stadt wird mir zu hektisch.] Weiter zum Rodeo Drive, dort bissl rumgelaufen und geshoppt (u. a. gibt es dort den einzigen Porsche-Design-Laden, den ich bisher gesehen habe), und nach Beverley Hills und Bel Air, zu den Häusern der wirklich Reichen. Netter Zug in BH: jede Straße ist mit verschiedenen Bäumen gesäumt. Hoffentlich ist das Dia von Nancy Reagan was geworden, sie kam gerade aus ihrem Anwesen gefahren, als wir vorbeikamen. [Nein.] Auch Aaron Spellings bescheidene 90-Mio-$-Hütte ist sehenswert, wenn auch eher der Größe als der Architektur wegen. Über den Sunset Blvd weiter nach Venice Beach , an der Seitenstraße des OJ-Mordes vorbei, die mit Betonbarrikaden abgesperrt ist. Dort beim Muscle Beach mal den anderen seltsamen Typen vorbeigeschaut, und jetzt wieder im Hostel, schreibenderweis (10 vor 7). Jetzt: was für heut abend organisieren (live Theater wär nett), dann das machen und dann ins Bett, das ich für morgen noch erneuern muß.
[Was habe ich da gemacht? Keine Ahnung. Wohl nichts.]

200. Tag

Was erst heute morgen ging und mit umziehen verbunden war. Danach bissl shoppen und frühstücken und mit dem Bus ins JPaulGettyMuseum. Bisher war ich ja gewohnt, daß die Ausstellungen europäischer Kunst in USA eher aus den Küchenresten der europäischen Museen bestehen; hier ist das anders, dadurch, daß er an nichts gebunden ist außer an seinen Sachverstand, kann er sich's leisten, nur Topqualität zu kaufen, hier einen Rembrandt, da einen Renoir, und dort die feinsten Stücke römischer, griechischer und kykladischer Kunst, die ich bisher auf einem Haufen gesehen habe (und ich habe einiges gesehen!). Die meisten anderen Museen haben eine Menge Trash und Scherben zwischen den Highlights, hier gibt es fast nur Highlights. Wie die bemalte Vase, nach dem Glasieren in verschiedenen Farben bemalt, was mir bisher unbekannt war, zumindest für ca. 200 vor. Und dann die Villa selber! Ein Platz zum Entspannen in diesem hektischen und überbevölkerten LA, die originalgetreue Nachbildung der Villa dei papyri aus Herkulaneum, das 79 AD vom Vesuv verschüttet wurde. Detailgetreu bis hin zu den Farben der Wandbemalung, die exakt auf die Farben der Originale abgemischt wurden. Zurück am Strand gelaufen, dabei Pamela Anderson bei "Babewatch" drehen gesehen, gerade eben den letzten Sonnenuntergang am Pazifik geknipst, jetzt wirds bissl kühler, also gehe ich hoch, letztes shoppen, und um 10.00 gibt's im Hostel Total Recall, den hatte ich eh noch nicht gesehen.
Das letzte shoppen gab die letzte Quesadilla und noch mal 3 Cds, Total Recall gab's nicht, weil das Hostel den Movieroom als Schlafsaal hernehmen mußte. Aber dafür "The Apple" (ST:TOS).

Letzter Tag

Schöner Tag, auf der Promenade draußen gefrühstückt, ein Dutzend Bagel eingekauft und zum Flughafen gefahren. Dort hab ich dann Susann von Caqelai wiedergetroffen; wir beide (und Nicole, die auch in der gleichen Situation ist) stimmten darin überein, daß es höchst seltsam ist, nach so langer Zeit heimzukommen. Mit Schwester noch die letzten Dollar von der Telefonkarte geholt, die eigentlich für Schatz reserviert waren, aber offenbar habe ich ihr nur kleines Zeitfenster zwischen Moskau und Washington nicht erwischt; Mary hat ihren Backpack geklaut bekommen, in der UB in München, mit 4 Büchern und 400 DM Cash von mir, sowie ihren kompletten Papieren; so ein Blödsinn, man läßt sein Portemonnaie nicht einfach so im Rucksack! [Bis auf das Geld hat sie sogar das meiste wiederbekommen.]

Eine Amerika-Zusammenfassung: "Excuse me", Autos, Wegwerfgesellschaft, geniale Landschaft, eine Verteilung des Reichtums wie in einer Bananerepublik (vgl. Skid Street - Bel Air), "Excuse me", Fast Food, auch gutes (Ethnofood), grausamer Kaffee, guter Kaffee, schlechtes Bier, Eiswasser, perfekt gestutzte und intensiv grün gewässerte Vorgärten, schlechte News (wie überall), Coupons, schöner Schein, Armut, Gangs, Greed, freundlich und hilfsbereit, Extreme, heiß.
[Bravo! Da freut man sich auf "Outbreak", den einen der zwei Filme, die ich noch nicht gesehen hatte (der andere ist "Circle of Friends"), und alles war ein Irrtum, stattdessen kommt "While you were sleeping", der für einmal sehen im Fernsehen gut genug ist. Toll!]

Versuch über eine Reisezusammenfassung:
Wo beginnen? Chronologisch erzählt habe ich es. Vielleicht bin ich nicht so tief in Stimmungen gegangen, wie ich hätte können, aber erstens gilt "µ __ _ _ ", und zweitens glaube ich, daß oft genug meine Stimmung, zumindest generell, durchblickt (wenn auch nicht immer so extrem wie HNL Airport ;-) Oft wurde ich gefragt: "What's the best place you've been to?" Und ich antwortete dann, daß es sowas wie den besten Spot/Ort/Platz nicht gab, sondern nur Spitzenreiter in verschiedenen Kategorien. Zum Beispiel:
Most scenic spot: Doubtful Sound, Fjordland, NZ
Most urban place: Hong Kong
Most scary spot: LA Downtown, 10.15 pm
Nicest small city: Napier, North Island, NZ + Santa Fe, NM
Best feeling big city: Sydney, NSW, AUS
Eindrucksvollstes Kulturerzeugnis: Aboriginal Rock Art Galleries, Kakadu NP, Northern Territories, AUS
Schlimmste Stadt: Bangkok
Bestes Café: Naff Caff, Queenstown, South Island, NZ + Café Anatole, Napier, NZ + Care bLUe NotE, Avarua, Rarotonga, CK
Schönste Insel: Rarotonga, Cook Islands
Relaxendster Spot: Caqelai, Fiji
Irrwitzigster Verkehr: Bangkok
Höchste Dichte an Rolls Royce: Hong Kong
Bestes Trinkwasser: Hawaii, Hawaii
Spektakulärste Farben: Red Centre, NT, AUS + Santa Fe, NM
Best Forest: Taman Megara, Malaysia + Cold Rainforest, doubtful Sound, NZ + British Columbia, Canada
Most incredible trees: Kauriforest, Bay of Islands, NZ
Best View: Santa Fe Skifields, NM + Lamington NP, NSW, AUS + Garden of Eden, Kings Canyon, NT, AUS + Blue Mountains, NSW, AUS
Weirdest museum: Nimbin, NSW, AUS
Most outstanding ecosystem: Indo Pacific Marine, Darwin, NT, AUS
Best Dive: , Aitutaki, Cook Islands
Most expensive slidefilm I didn't get: 14.99 USD, Las Vegas
Cheapest slide film: 14 für 86 A$, Duty Free, Melbourne
Best Hostel: , Invercargill, South Island, NZ + Funky Green Voyager, Rotorua, North Island, NZ + YMCA The Salisbury, Kowloon, Hong Kong + YHA Canberra, ACT, AUS
Worst Hostel: North Shore, Oahu, Hawaii + YWCA, Banff, Alberta, Canada
Best Tourdesk: Hostel 89, Cairns, QLD, AUS
Roughest Sea: Harbour exit, Banff, Southland, NZ
Most impressive shoreline: Great Ocean Road, Victoria, AUS + West Coast, South Island, NZ
Most impressive surf: Teoneroa Beach, Mauke, Cook Islands


Diese Liste ließe sich sicher noch fortsetzen. Aber gibt sie wirklich jeden Aspekt dieser Reise wieder? Sicher nicht. Was passierte mit mir in diesen 200 Tagen?
Mein Englisch ist wesentlich besser geworden, inzwischen ist es von fluent zu near native verbessert; ich habe verschiedene Lebensstile kennengelernt, die ich vorher kaum wahrgenommen hatte. Ich habe einige Freunde gewonnen, in Europa und Australasia. Ich habe einen tieferen Einblick in die Probleme und Mentalität eines Haufen verschiedener Länder bekommen. Ich habe immer noch keine Idee, was tun, wenn ich zu Hause bin, mal abgesehen von Dias rahmen, diesen Text in den Computer hacken und mich zu Hause etwas nützlich machen. Wird es mit Schatz weitergehen? [Nein.] Wo will ich als nächste hin? Will ich überhaupt wieder weg? (Ja.) Könnte ich in den USA leben? (Zumindest eine Zeitlang, ja.) Will ich weg für einen Ph. D.? (Aktuelle Stimmung: Ja.) Will ich immer noch mit 30 heiraten, Kinder kriegen und settlen? (Schaun mer mal, dann seh ma schon.) Vielleicht sollte ich mal den Gerald besuchen, über seine postviaggiale Konfusion reden, sollte er sowas überhaupt gehabt haben.
Ich war noch nie so braun wie nach den 6 Wochen Pazifikinseln.
Ich kann jetzt in Bussen und Fliegern Schlafen.
Dehydrierung ist schlecht und passiert viel zu leicht; man trinkt immer viel zu wenig.
Schon ein guter Einstand für Deutschland: das einzige Mal bisher, daß ein Transport verspätet ist, ist der EC zwischen FRA und Nürnberg; in FRA hat er 15, in Aschaffenburg schon 30 min. Verspätung. Auch der Anschluß in Nürnberg ist verspätet; die Deutsche Bahn hat Deutschland schon blamiert. Ist das ein Omen? Wie schon das Wetter? Beim Anflug in der Suppe, bis das Flugzeug auf der Landebahn aufschlägt, dann kalt und Regen.

Kurz: an alle Ihr da draußen, die Ihr das lest: ich kann es nur empfehlen. Macht es, zieht los, gebt auch 21.000 DM aus oder geht länger, dann wirds billiger, ich jedenfalls (und viele andere) hatte die beste Zeit meines Lebens.

Fragen, Kritik, Anregungen an Gregor Giebel.
© Gregor Giebel 1995

[Deutsche homepage] - [English home] - [Italiano principale] - [Einleitung] - [Thailand] - [Hong Kong] - [Singapur + Malaysia] - [Northern Territories] - [Queensland] - [New South Wales] - [Victoria] - [South Island] - [North Island] - [Fiji] - [Cook Islands] - [Hawaii] - [Kanada] - [Amerika] ??