The Big Blue. Trotzdem muß ich den Film nochmal sehen, nachdem ich jetzt das Verständnis dafür habe. Zurück, ein bissl Korallen gekuckt, einen (lebenden!) Einsiedlerkrebs in 15 m Tiefe gefunden, ewig den Sicherheitsstop ausgede
hnt und nach 1 h wieder hochgekommen. Wow. So muß Tauchen sein. Auch wenn die Korallen beileibe nicht so farbig sind und die Fische nicht so viele wie im GBR. Evtl. gehe ich in Hawaii nochmal tauchen, wenn die Bedungungen stimmen.
Später dann noch ein Fax gebastelt, das ich kürzer hielt als das letzte, um unter einer Minute zu bleiben, und prompt 2:18 dauerte, auf das ich aber trotzdem keine Antwort erhielt; zurück, geratscht, gegessen, geschlafen.
Morgens endlich die donuts bekommen, das große Ereignis war endlich wahrgeworden, das Schiff war da und hat Mehl gebracht.
Flug nach Raro, halbe Stunde später Flug nach Mitiaro und weiter nach Mauke. Am Flughafen traf ich auf Kura, die Gastgeberin in der Mauke Cove Lodge, die mich dann mitnahm und erstmal einquartierte, bevor wir zu ihr zurückfuhren, wo es lunch gab
, und ich Archie, ihren Mann, kennenlernte. Vincent (von Caqelai) hatte mir diesen Platz empfohlen, und sie erinnerten sich an ihn, Archie ist eine fülligere Version von Sean Connery, auch Schotte, und ist hier der einzige Arzt auf der Insel (bei 650
Einwohnern), seit 11 Jahren, insgesamt seit 30 Jahren in den Cooks. Eine echte Persönlichkeit, mit einer riesigen Bibliothek, ein paar neuen Ausgaben von Time, New Scientist und PCWeek (lechz!), einer riesigen Videothek und einem hervorragenden HiFi
. Für ihn ist schon Rarotonga zu busy, geschweige denn richtige Städte!
Nachmittags dann fuhren mich seine Verwandten, die gerade da waren, im Jeep etwas durch die Gegend. Einer der interessanteren Punkte: the divided church. Die erste Kirche auf der Insel, eine Gemeinschaftsproduktion der beiden D&oum
l;rfer hier; der Bau ging wohl gut voran, bis Zwistigkeiten über den Innenausbau ausbrachen und eine Wand in der Mitte errichtet wurde, hinter der jedes Dorf seine eigene Hälfte nach seinen eigenen Plänen gestaltete. Als dann schließl
ich der minister eintraf (wohl so etwas wie der Pfarrer in der CICC), fand der eine geteilte Kirche blödsinnig und verlangte, die Wand wieder einzureißen, worauf beide Dörfer nur eingingen, wenn er die Messe mit einem Fuß in jeder H&
auml;lfte zelebriere. Was er seither so getan hat.
Dann durch das Inland, hm, ne Insel halt, und weiter außenrum. Netter Fakt am Rande: man sieht hier relativ viele Tennisplätze. Warum? Verbraten von NZ-Hilfsgeldern. Ein typischer Fall von Pacific Islander Wirtschaften.
Stattdessen wird Abwasser über Sickergruben, Strom über einen großen Dieselgenerator, der häufig den Geist aufgibt, und Abfall mittels eines großen Lochs im eigenen Garten erledigt. Zum Vergleich: das Schiff in Aitutaki brachte
13 Container, kommt alle 4-5 Wochen, dazu kommt noch, was mit den 5 Flugzeugen am Tag eingeflogen wird, und exportiert wird so gut wie nix, und wenn, sind es Agrarprodukte; d. h. der ganze Abfall aus 13+ Containern bleibt auf der Insel. Was verbrannt werd
en kann, wird meist verbrannt, ein halbherziger Versuch zur Aludosenverwertung ist im Gange, aber Neil erzählte, der Mann, der es betreibt, braucht 6 Monte für eine Containerladung voll, und der Rest kommt einfach in große Gruben (1,5x2,5x
2 m) im eigenen Garten. Wie der (US-stämmige) Manager des Rapae so schön sagte: "We can't afford a proper solution, but in a few years time we can't afford not to have one either." Fahrräder sieht man hier recht selten, dafür ist jeder
auf dem Roller unterwegs. Der einzige echte Lichtblick, in Aitutaki und auch schon in Raro ist die ubiquitäre SolaHart-Warmwasseranlage auf dem Dach: wer sie nicht hat, hat meist gar kein Warmwasser.
Aber zurück zum Tag: in der Brandung von Teoneroa Beach habe ich jede Menge Bilder verknipst, weil die Wellen gar zu spektakulär an den Strand rollen. Da ist die Kamera wieder mal hoffnungslos der Realität unterlegen
: zum einen bietet sie nicht so viel Gesichtsfeld, zum anderen keine Bewegung und zum dritten nicht das Geräusch. Die anderen Beaches waren dagegen recht bedeutunglos, und auch der Sonnenuntergang vom Beach der Lodge war nicht aufregend. Dafür w
ar das Dinner sehr angenehm, Archie ist einfach wunderbar distinguiert und kann gut erzählen.
Hauptsächlich gehookt gewesen von General Sir John Hacket: "The Untold Story of the Third World War", ein höchst plausibles Buch über die Geschehnisse im August 1985, als die Sowjetunion versuchte, eine stabile Linie am Rhein aufzubauen, un
d das Mißlingen dieser Vorgabe all den unterdrückten Satellitenstaaten signalisiert, daß ein Abfall wohl möglich ist, was mit der Auflösung der SU entlang der 1991-Linien endet. Gelesen auf der Terasse, am St
rand und im Bett.
Um 4 gab's Rugby, das eine Dorf gegen das andere, mit alles in allem wohl gut der halben Bevölkerung der Insel anwesend.
Abends bin ich dann auf das lokale Großereignis, den Tanz gegangen. Putai nahm mich nicht nur dorthin auf dem Roller mit, sondern auch dort gehörig in Beschlag, aber einige generelle remarks lassen sich doch geben: Tanzen ist in der Regel paarw
eise, selbst wenn man sich dabei nur gegenübersteht in 2-3 m Entfernung. Viele von den Jungs waren schon hackedicht, und um 11 war's dann aus, eine Dreimanncombo mit Maori- und internationalen Songs. Alles in allem werden etwa 30-40 Leute dagewesen s
ein, etwa halbe-halbe (zählt man die Bierleichen als solche, etwa 60-40). Gesamte Illumination in dem Cargoshed war eine rote und eine grüne Glühbirne, und 2 $ hat's gekostet. Oder nur für papas (das hiesige Wort für Fremde)?
Immer noch das Buch. Diesmal auf der Terasse, und wieder am Teoneroa Beach. Und endlich ein vernünftiger sunset! (oder war das am Freitag?) Gerade komme ich von einer recht intensiven Begegnung mit der
Inselkultur zurück. Putai hatte mich gefragt, ob ich mit ihr zum Hausi gehe (Bingo, von Father John, dem Kath. Priester durchgeführt in der Halle neben der festungsartigen alten Kirche). Klar, sagte ich, und um 8 Uhr holt
e sie mich mit ihrem Roller ab, den wir dann bei ihr stehenließen, was ungefähr auf halbem Wege liegt. Ihre Mutter (das Wort "Matrone" fällt mir zu ihrer Beschreibung ein) begrüßt mich mit dem klassischen Schmatz auf die Wange,
ist aber ansonsten so skeptisch wie jede Mutter. Auf dem Weg zum Hausi erfahre ich, daß sie 19 ist und ein Kind hat, ein Baby, das ich vorher gesehen hatte und auf einige Monate schätzen würde. Ups; ich hätte sie für 14-16 gehalt
en, und dachte schon, hier könne wohl jeder einen Roller fahren (Fahrräder habe ich hier fast keine gesehen). Das Hausi war in hohem Maße uninteressant, so eine von den Expat-pommie-Beschäftigungen, die aus Langeweile eine Kunstform m
achen; keiner, außer den Kindern vielleicht, ist so richtig interessiert, schon gar nicht Father John, ein Holländer, der die ganze chose leitet; es ist eher besser als überhaupt nix tun Samstag abends. Trotzdem, eine Runde spielen wir mit
, ein Blatt für 20 c, aber gewinnen nix, obwohl Father John nicht nur dem ersten einen Preis zuspricht, sondern durch unerbittliches "Carry on!" es schaft, etwa der Hälfte der Teilnehmer ihren Beutel Erdnüsse oder ihren Mangodrink zu verpas
sen. Auf den sichtlich zu Tode gelangweilten Blick von Putai, die wohl schon ein oder zwei Abende zu oft dabeigewesen war, reagiere ich mit dem Vorschlag, am Hafen ein wenig zu ratschen.
Dabei kommen interessante Dinge über die Geselschaft hier heraus: so ist es durchaus normal, mit 10 oder 12 das Boy-Girl-Thing zu kennen. Auch ein Fall wie der ihre, ein Kind zu haben, ohne verheiratet zu sein, ist hier durchaus die Regel. In ihrer F
amilie sind sie 9 Kinder, aber bis zur doppelten Anzahl gebe es hier auf der Insel. Gossip scheint hier ein genausogroßes Problem zu sein, wie man es erwartet auf einer Insel mit 650 Einwohnern und fast ohne Fernsehen; so wird uns vermutlich schon s
eit gestern abend schon ein boyfriend-girlfriend-thing nachgesagt, auch wenn da nix ist. So what (sagt sie glücklicherweise auch). Aber jetzt zu den eher disquieting facts dieses Tropenparadieses: für die kiddies scheint Rauchen und Saufen eine
Art Sport zu sein, und betrunkene Achtjährige (8!) scheinen durchaus vorzukommen. Werden sie dabei erwischt, oder bei einem boyfriend-girlfriend-thing, sind gut und gerne 2 Wochen Suspendierung von der Schule drin, was bei den Ausgeschlossenen nur zu
Alk-off-limits-Konsum führt; sie selber, und ich halte sie noch für relativ vernünftig, hatte wohl eine Suspendierung im Jahr. Ein Baby zu bekommen, ist ein Grund für den Rauswurf aus der Schule, was 3-4 Mädchen um die 16 jedes J
ahr passiert. Überhaupt die Schule im Pazifik: das System hier und auch in Fiji scheint wesentlich rigider zu sein als bei uns, das Lineal über die Finger gezogen zu bekommen, ist hier immer noch gängige Disziplinierungsmethode.
Ebenso jetzt: als ich sie heimbringe, steht ihr Dad in der Türe, mit diesem nichts gutes ahnen lassenden Ausdruck in der Haltung, reißt sie bei den Haaren ins Haus und wirft sie unter lautstarken Vorhaltungen in Maori seitlich, so daß ich
es nicht sehen kann, vermutlich auf ein Bett. Ich, der ich in der ganzen Szene keines Blickes gewürdigt worden bin, stehe einige Momente verdattert herum, komme mir ziemlich fehl am Platze vor, weil ich auch nichts von dem verstehe, was der erregte
Vater auf Maori schimpft, gehe unentschlossen ein paar Meter Richtung Straße, bleibe wieder stehen, als sich eine Figur aus dem Schatten des Hauses löst und mir erklärt, daß das Baby geschrien habe und der Vater deshalb erzürnt
sei. Und daß es jetzt besser für mich sei, nach Hause zu gehen. Was ich dann getan habe.
Rest Buch, eine falsche Kirche (protestantisch, mit einer ständig bemannten Kanzel in der Mitte in 3 m Höhe, viel Wort im Einpeitscherstil und wenig Gesang, und alles in Maori), und eine Höhle mit einem tiefen, süßwassergefü
llten Crack, in der sich dem Vernehmen nach schon mal die Bevölkerung vor den nahenden Kannibalen aus Atiu, der Nachbarinsel versteckte.
Abends dann mal wieder mit Archie und der Familie.
Gemütlich gepackt, lange Verabschiedung, jetzt im Flieger nach Raro. Dort erstmal Post holen (hoffentlich ist auch welche da), dann Photo für Neil machen, der Ausweis braucht noch ein Bild, und dann Zeit totschlagen bis zum Abflug.
Warum eigentlich kam bis jetzt immer und überall der Brief von daheim an und der Brief von Schatz nicht?
[Mahalo zw. Kauai und Kona:] [Heidenei, warum wackelt das denn so?]
Versuch einer Südseezusammenfassung: Wasser in allen Farben, laid back, die Polynesier haben keinen Geschäftssinn, aber viele Kinder, sound of the south sea ist ganz eindeutig der Hahnenschrei, jede Familie hat ein paar, und morgens ist es schon
recht deutlich. Warm oder heiß, wenn's regnet, dann richtig, aber dafür meist nur kurz, Kokospalmen all over, Riffe überall, Taro. Fisch, Chicken Curry mit ganzem chicken in kleine Teile gechoppt (in Fiji), Kava (in Fiji), homebrew bzw. J
ungle Juice (in Raro)...
Ärgerliche Überraschung im Duty Free in Raro: Filme kosten 12-15 $, also kein Schnäppchen. Dafür darf ich (zum ersten Mal überhaupt, wenn ich mich nicht irre) mit einer 747 fliegen, auf einem Fensterplatz (prima: Nacht über d
em Pazifik ist wirklich ausnehmend spektakulär), aber ich hatte die ganze Reihe für mich und konnte so ein bissl schlafen, nach dem Essen und dem Reinschaun in "Jungle Boy", nett gemacht, aber nicht fesselnd genug. Trotzdem war's schon recht fr&
uuml;h in Hawaii.
Fragen, Kritik, Anregungen an Gregor Giebel.
© Gregor Giebel 1995
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